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Rettung der Grossbank Credit Suisse muss jetzt Transparenz schaffen

Wie steht es um die systemrelevante Grossbank Credit Suisse? Die Antwort auf diese Frage änderte sich zuletzt von Stunde zu Stunde. Ein Zustand, der alles andere als Vertrauen schafft. Vertrauen, das die Bank in der aktuellen Krise dringend benötigt. Eine Krise, die zwar hausgemacht ist, aber von äusseren Umständen – wie etwa die Krise der US-Regionalbanken – verstärkt wird.

Für die hausgemachte Krise muss die neue Führung nicht die Verantwortung übernehmen. Denn den Schaden haben die Vorgänger angerichtet. Namentlich Urs Rohner, der ab 2009 als Vizepräsident im Verwaltungsrat sass und ab April 2011 das Präsidium und damit die oberste Verantwortung innehatte.

Die neue Führung unter Axel Lehmann als Präsident und Ulrich Körner als Konzernchef steht für einen Neuanfang. Wohl aber müssen die beiden für das kommunikative Debakel in die Pflicht genommen werden, das bis heute anhält.

Ein arger Rückschlag

Seit Donnerstagnacht um 1:47 Uhr wissen wir: Die Bank hat auf ihrem langen Weg zurück zum erhofften Erfolg einen argen Rückschlag erlitten. Zwecks Stärkung der Liquidität werde die Bank bis zu 50 Milliarden Franken bei der Schweizerischen Nationalbank (SNB) aufnehmen, hiess es zur besagten Zeit in einer Mitteilung der CS.

Nur wenige Stunden zuvor versuchten die SNB und die Finanzmarktaufsicht Finma noch zu beruhigen. Am Mittwoch um 20:20 Uhr teilten sie mit, dass die Credit Suisse «die für systemrelevante Banken besonderen Anforderungen an Kapital und Liquidität erfüllt». Die SNB werde der Bank notfalls helfen.

Noch am Morgen war Staatshilfe «kein Thema»

Auch die Aussage von CS-Verwaltungsratspräsident Axel Lehmann am Mittwochmorgen in Saudi-Arabien, dass Staatshilfe «kein Thema» sei, ist bereits überholt. Und verstärkt den Eindruck, die CS-Spitze sage das, was ihre Kundschaft und Aktionäre hören wollten.

Noch ist nicht bekannt, was wenige Stunden nach dieser Aussage die Blitz-Rettung nötig machte. Auch das schürt die Spekulation. War es ein beschleunigter Geldabfluss? War es eine Weigerung anderer Banken, mit der CS als Gegenpartei zusammenzuarbeiten? Oder war es noch grösseres Misstrauen der Investoren?

SNB-Finanzspritze verschafft Zeit

Bisher war die Grossbank vor allem Weltmeisterin im Vertrösten: Gebt uns Zeit, die neue Strategie umzusetzen, hiess es jeweils. Jetzt, an einem neuen Tiefpunkt angelangt, funktioniert die Taktik des Vertröstens nicht mehr. Nur Transparenz kann Vertrauen schaffen. Gerade in einer Zeit, in der jede negative Meldung aus dem Bankensektor die CS doppelt und dreifach trifft.

Mit der SNB-Rettung gelang es, zumindest die Investoren kurzfristig etwas zu beruhigen. Die Aktie stieg zu Handelsbeginn deutlich an und machte die gestrigen Verluste wett.

Entscheidend für die langfristige Existenz der Bank wird aber sein, ob die verbliebenen Kundinnen und Kunden der Bank treu bleiben. Die Bank hat mit der SNB-Finanzspritze nun vor allem eines: Zeit gewonnen. Zeit gewonnen, um Vertrauen herzustellen.

Andi Lüscher

Wirtschaftsredaktor

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Andi Lüscher arbeitet seit 2011 für Schweizer Radio und Fernsehen SRF. Er ist Wirtschaftsjournalist und Moderator der Sendungen «SRF Börse» und «Eco Talk». Er publiziert insbesondere zu den Themen Börse, Finanz- und Arbeitsmarkt.

Tagesschau, 16.03.2023, 12:45 Uhr

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