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Roche-Chef im Interview «Unser Corona-Test entlastet das Gesundheitssystem»

Der Schweizer Pharmakonzern Roche will Spitälern und Laboren in den USA und Europa Millionen von Tests zum Nachweis des neuartigen Coronavirus zur Verfügung stellen. Diese sollen um ein Vielfaches effizienter sein als bisherige Tests.

Severin Schwan

CEO Roche-Gruppe

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Der studierte Wirtschaftswissenschafter Severin Schwan ist seit 2008 Konzernchef der Roche-Gruppe. Er soll an der kommenden Generalversammlung zum Verwaltungsratspräsidenten gewählt werden.

SRF News: Roche hat eine Notzulassung für einen neuen Corona-Test erhalten. Was ist das Neue an diesem Test?

Severin Schwan: Das Entscheidende am neuen Test ist, dass er auf hochautomatisierten Plattformen läuft, auf denen viele Tests innerhalb kürzester Zeit durchgeführt werden können. Auf unserem System mit dem grössten Durchsatz können wir innerhalb von 24 Stunden mehr als viertausend Tests durchführen.

Wo war denn bisher die Schwelle?

Ein paar Dutzend Tests – und diese Verfahren sind personalintensiv. Unsere Systeme sind hochautomatisiert, und das entlastet entsprechend das Gesundheitssystem.

Wie genau funktioniert der Test?

Der Patient macht einen Abstrich, in der Regel im Rachenraum. Dann wird die Probe aufbereitet, kommt in dieses System, und dreieinhalb Stunden später ist das Resultat da.

Testen kann also nur, wer ein solches System hat?

Die Schweiz ist sehr gut mit diesen Hochdurchsatzmaschinen versorgt. Diese wurden eigentlich für andere Tests installiert. Nachdem wir in Rekordzeit diesen Coronavirus-Test entwickelt haben, können die Maschinen dazu verwendet werden, diese Tests in grösserem Massstab durchzuführen.

In solchen Zeiten können wir Vertrauen und Reputation aufbauen. Das wird sich langfristig auch auszahlen.

Roche wird also zum Corona-Krisengewinner…

Geschäftlich ist dies für uns von untergeordneter Bedeutung. Für den Test erhalten wir einen relativ kleinen Betrag. Aber – und das ist für uns sehr wichtig – gerade in solchen Zeiten, in denen es wirklich drauf ankommt, können wir Vertrauen und Reputation aufbauen. Das wird sich langfristig auch auszahlen.

Leidet das Geschäft insgesamt unter dem Corona-Virus?

Es ist zu früh, um die genauen Auswirkungen abschätzen zu können. Wir entwickeln hochspezialisierte Medikamente, hochspezialisierte Testverfahren, und die sind grundsätzlich unabhängig von ökonomischen Entwicklungen.

Die Pharmabranche ist also Corona-resistent?

Es ist sicher so, dass die Pharmabranche insgesamt wesentlich weniger abhängig ist von Konjunkturzyklen, als das in anderen Industrien der Fall ist.

Wir fahren jetzt die Produktion rund um die Uhr.

Mussten sie Produktionsstätten wegen des Virus stilllegen?

Ganz im Gegenteil. Wir fahren jetzt die Produktion rund um die Uhr, und entsprechend ist es auch wichtig, dass wir unsere Mitarbeitenden schützen, damit die vor Ort sein können und die Versorgung mit Medikamenten und Tests sicherstellen können.

Die USA unterbinden die Einreise von Europäern. Und Sie unterhalten in den USA einen wichtigen Standort – wie wirkt sich das aus?

Der internationale Schiff- und Bahnverkehr funktioniert für medizinische Güter nach wie vor einwandfrei. Und wir chartern nun zum Teil eigene Maschinen, um die Güter weltweit zur Verfügung zu stellen.

Roche hat offenbar auch ein Medikament, das Corona-Patienten helfen kann. Wie genau?

Wir haben gesehen, dass Corona-Patienten eine Überreaktion ihres eigenen Immunsystems haben. Und unser Medikament hilft, diese Überreaktion wieder einzudämmen. Das Medikament ist jetzt im Testverfahren, wird teilweise schon eingesetzt, und wir erhalten positive Signale. Ein Medikament, das direkt den Virus bekämpft, haben wir aber nicht im Portfolio.

Das Interview führte Tobias Bossard.

«Tagesschau» 19.30 Uhr

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