Zum Inhalt springen

Roche mit 3G am Arbeitsplatz CEO Severin Schwan: «Kaum Widerstand gegen das Corona-Zertifikat»

Roche blickt optimistisch in die Zukunft – dies zeigen auch die neuesten Quartalszahlen. Das Corona-Geschäft war sicher ein wichtiger Wachstumstreiber. Severin Schwan ist seit 2008 CEO der Roche-Gruppe und gibt Einblick, wie Roche selbst mit den Umständen der Krise firmenintern zurechtkommt, wo das Unternehmen profitiert und wo nicht.

Severin Schwan

CEO Roche-Gruppe

Personen-Box aufklappen Personen-Box zuklappen

Der studierte Wirtschaftswissenschafter Severin Schwan ist seit 2008 Konzernchef der Roche-Gruppe. Er soll an der kommenden Generalversammlung zum Verwaltungsratspräsidenten gewählt werden.

SRF News: In anderen Branchen hört man von Widerständen von Mitarbeitenden gegen die Zertifikatspflicht. Gab es bei Roche auch solche Diskussionen oder gar Widerstände?

Severin Schwan: Eigentlich nicht. Vielleicht liegt es daran, dass wir als Unternehmen selber an Lösungen arbeiten, um die Pandemie in den Griff zu bekommen. Und da ist vielleicht das Verständnis grösser als in anderen Branchen.

Umgekehrt könnte man auch vermuten, dass in der Branche der Druck auf den Einzelnen besonders gross ist, weil Impfen als Loyalität verstanden wird.

Wer tagtäglich mit Patienten zu tun hat, wenn man oft auch aus erster Hand erfährt, was in den Spitälern los ist und welcher Druck auf den Intensivstationen vorherrscht, ist man möglicherweise tatsächlich eher bereit, solche Massnahmen zu akzeptieren.

In der Schweiz gilt vielerorts 3G: geimpft, genesen oder getestet. Abgesehen von Ausnahmen müssen die Tests neuerdings selber bezahlt werden. Was halten Sie davon?

Persönlich bin ein klarer Befürworter der Impfung. Alle wissenschaftlichen, medizinischen Daten sprechen dafür, dass die Impfung der beste Schutz ist – für sich und andere. Es ist ein Abwägen zwischen persönlicher Freiheit und gesellschaftlicher Verantwortung. Persönlich finde es zumutbar, dass Personen, die sich nicht impfen lassen wollen, die Kosten für einen Test übernehmen.

Sehen Sie diesen Kostenfaktor bereits in den Verkaufszahlen? Gehen die Test-Verkäufe zurück, weil der Einzelne den Test bezahlen muss?

Mir sind derzeit keine Analysen bekannt, aber die Verkäufe in der Schweiz haben auf die Verkaufszahlen insgesamt nur einen sehr marginalen Einfluss.

Anfänglich dachte man, die Verkaufszahlen der Tests würden zurückgehen, sobald eine Impfung möglich ist. Das scheint nicht der Fall. Im dritten Quartal liegt die Wachstumsrate immer noch hoch. Hat Sie das überrascht?

Ja, das hat mich überrascht. Ich war noch im Juli überzeugt, dass die Tests im dritten Quartal stark zurückgehen werden. Sie sind etwas zurückgegangen, aber nicht so stark wie vermutet. Der Grund ist  die Delta-Variante, die wieder zu einer erhöhten Nachfrage nach Tests geführt hat.

Bleibt der Test ein Instrument, das nach wie vor nötig ist – trotz Impfung?

Ich hoffe, dass die Nachfrage nach Tests zurückgehen wird, weil wir die Pandemie besser in den Griff bekommen. Aber es ist auch eine Tatsache, dass nie alle geimpft sein werden und dass es Durchbrüche geben wird. Ein gewisser Bedarf für die diagnostischen Tests wird es auch in Zukunft geben.

Das Gespräch führte Lucia Theiler.

Rendez-vous, 20.10.2021, 12:30 Uhr ; 

Meistgelesene Artikel