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Rolle der USA Trump bekämpft den Klimaschutz – mit weltweiten Folgen

Unmittelbar nach Amtsantritt hat US-Präsident Donald Trump angekündigt, dass die USA aus dem Pariser Klimaschutzabkommen und aus dem Weltklimarat austreten. Seither hat er weitere Massnahmen gegen die Klimawissenschaft und den Klimaschutz ergriffen – mit weltweiten Folgen. Wirtschaftsredaktor Klaus Ammann zu den zentralen Fragen, die sich stellen.

Klaus Ammann

Wirtschaftsredaktor

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Der Historiker und Russist ist seit 2004 als Redaktor bei Radio SRF tätig. Seit 2011 arbeitet Klaus Ammann für die Wirtschaftsredaktion. Sein Schwerpunkt liegt dabei auf Energie- und Klimathemen.

Wie dominant ist die Rolle der USA in der internationalen Klimawissenschaft?

Die ist zentral. Die USA betreiben teils seit Jahrzehnten grosse Messprogramme mit Satelliten, Ballonen und Messtationen rund um die Welt, auch am Südpol zum Beispiel. Das sind oft Infrastrukturen, die nur die USA betreiben und von denen die Forschung in vielen Ländern profitiert. Wenn diese Programme nun zurückgefahren werden, drohen Lücken, die kaum zu schliessen sind.

Es gibt Befürchtungen, dass wichtige Klimadaten verloren gehen. Was ist davon zu halten?

Diese Gefahr ist real. Die Nationale Ozean- und Atmosphärenbehörde NOAA hat beispielsweise bereits verschiedene Messprogramme massiv eingeschränkt – und es ist unklar, wie lange die bestehenden Daten noch zugänglich bleiben. Forschungsinstitutionen aus aller Welt sind daran, US-Daten zu sichern. Allerdings handelt es sich hier um immense Datenmengen, und Lücken in den Datenreihen von nur schon ein paar Jahren würden die Forschung langfristig erschweren. Derzeit wissen Forschende in den USA meist am Freitag nicht, ob sie am Montag noch zur Arbeit erscheinen dürfen und ob sie noch auf ihre Daten zugreifen können. Die Unsicherheit ist riesig.

Wenn Infrastruktur und Forschung in den USA wegfallen, was heisst das für die Klimaforschung weltweit?

Diese wird stark behindert. Auch in der Schweiz arbeiten viele Klimaforscherinnen und -forscher mit Daten, die von den USA erhoben werden. Nun können Sie nicht mehr darauf zählen, dass diese Daten weiter verfügbar sind. Das ist auch deshalb problematisch, weil in der Klimaforschung noch viele Fragen offen sind. Wir wissen zwar, dass der Klimawandel menschengemacht ist, und wir kennen die globalen Folgen der Erwärmung relativ gut. Was aber an bestimmten Orten zu gewissen Zeitpunkten geschehen könnte, muss noch erforscht werden.

Wird denn damit auch die internationale Klimapolitik ausgebremst?

Nicht direkt. Viel schlimmer für die internationale Klimapolitik ist der Austritt der USA aus dem Pariser Klimaabkommen von 2015. Dieses funktioniert nach dem Prinzip, dass alle Länder sich Ziele setzen und transparent darüber informieren, was sie erreicht haben. Die Idee dahinter, dass die Länder sich gegenseitig zu mehr Ehrgeiz anspornen, wird natürlich geschwächt, wenn der historisch grösste Klimasünder nicht mehr mitspielt. Immerhin haben bisher erst wenige Länder angekündigt, dass sie sich auch aus dem Pariser Klimaabkommen zurückziehen könnten.

Aber ist es nicht so, dass die internationale Klimapolitik auch andernorts nicht vorankommt?

Tatsächlich hinkt die Staatengemeinschaft ihren Zielen weit hinterher, aber ohne das Pariser Abkommen wäre wohl noch deutlich weniger geschehen. Dank der Klimaforschung wissen wir heute, dass jedes Zehntel Grad Erwärmung, das verhindert werden kann, zählt – auch in Franken und Dollar. Je mehr Klimaschutz, desto geringer die Kosten für die Weltwirtschaft, aber auch für die US-Wirtschaft. Exakte Zahlen gibt es dazu nicht, aber es scheint klar: Die Sparmassnahmen in der US-Klimaforschung und -politik entlasten die Kasse zwar kurzfristig, langfristig führen sie jedoch zu massiv höheren Kosten.

Echo der Zeit, 23.5.2025, 18 Uhr;brus

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