Es ist der tiefe Fall eines Bankers: Guy Lachappelle war jahrelang Chef der Basler Kantonalbank, wechselte dann vor zweieinhalb Jahren an die Spitze der Raiffeisen-Gruppe. Sein Auftrag: Die drittgrösste Bank der Schweiz nach den Wirren rund um Pierin Vincenz wieder in ruhigere Gewässer führen. Oder anders formuliert: Er sollte nach teils fragwürdigen Machenschaften und Spesenexzessen den Anstand wieder in die Bank zurückbringen.
Und jetzt strauchelt er selber über eine äusserst verworrene Geschichte. Es geht um eine frühere Affäre mit einer Managerin, um eine schwierige Trennung, um verletzte Gefühle. Das ehemalige Paar deckt sich gegenseitig mit Stalking-artigen Vorwürfen ein. Beide weisen die Anschuldigungen des jeweils anderen vehement zurück. Und beide gehen juristisch gegeneinander vor.
Wie die Situation zwischen den beiden ehemaligen Geliebten derart ausser Kontrolle geraten konnte, ist von aussen schwer nachvollziehbar. Was bleibt, ist der Eindruck eines Managers, der bis zuletzt um seine eigene Reputation und um seine Ämter kämpfte, mit harten Bandagen und juristischen Winkelzügen.
Nur Verlierer
Doch seit dieser Woche ist nun auch die Basler Staatsanwaltschaft involviert, eingeschaltet von seiner Ex-Geliebten. Die Behörde ermittelt, weil Lachappelle in seiner früheren Funktion als Chef der Basler Kantonalbank vertrauliche, allenfalls börsenrelevante Interna an eben diese Frau, die damals seine Partnerin war, ausgehändigt hatte. Spätestens mit diesem Strafverfahren am Hals ist Lachappelle als Verwaltungsratspräsident der Raiffeisen-Gruppe nicht mehr tragbar. Konsequenterweise tritt er auch von anderen Ämtern zurück.
Die Raiffeisen-Gruppe dankt in einer Medienmitteilung zwar noch kurz und knapp für das geleistete Engagement, geht aber gleichzeitig auch auf Distanz: Lachappelle reichte seinen Rücktritt erst auf Ende Juli ein, doch Raiffeisen hat die Leitung der Bank mit sofortiger Wirkung dem Vizepräsidenten Pascal Gantenbein übertragen.
Guy Lachappelle bezahlt einen hohen Preis – beruflich wie privat – für eine verworrene Geschichte, in der Opfer und Täter von aussen nicht klar zu trennen sind. Klar ist nur: In dieser Geschichte gibt es nur Verlierer.