In einer Fabrikhalle in Immensee im Kanton Schwyz wird aufgeräumt. Kistenstapel und Skelette altertümlicher Maschinen stehen herum – und mittendrin Hans Borner. Er machte sich vor Jahrzehnten einen Namen als Firmensanierer, vor allem in der Textilbranche.
Die letzten knapp zwanzig Jahre war er Eigner und Chef der Righi Licht, der letzten Schweizer Glühlampenfabrik. Den Maschinenpark dafür hat er in ganz Europa zusammengekauft und revidiert. Nun ist Schluss. «Jetzt ist alles Altmetall und wird verschottet. Der Maschinenpark hätte noch problemlos zwanzig, dreissig Jahre in vertretbarer Qualität geliefert.»
Eigentlich sind seit 2012 auch in der Schweiz Herstellung und Verkauf klassischer Glühlampen verboten. Lange hat sich Borner mit zivilem Ungehorsam gegen die Schliessung gewehrt. Der Sanierer hatte sich in Technik und Ästhetik der Glühlampe verliebt, und auch die Rechnung mit gegen zwanzig Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sei aufgegangen.
Die SBB hat ein Problem
In der letzten Zeit habe er den Betrieb so reduziert, dass er immer noch schwarze Zahlen geschrieben habe, erzählt Borner: «Das war machbar. Aber das Bundesamt vollzieht die Gesetze und hat mir die Luft abgestellt. Ich habe selber gemerkt, dass ich schliessen muss.»
Konkret gab es Bussen gegen ihn und vor allem auch gegen Kundinnen und Kunden. Allerdings: Bis vor einer Woche ratterten die Maschinen noch, denn ein Grosskunde hatte bestellt: die SBB. Völlig legal, weil sie Betriebslampen wollte – spezielle Lampen für ihre Weichen und Signale.
Borner hat diese zusammen mit der SBB entwickelt und mit viel Handarbeit produziert. Als klar war, dass er dicht machen musste, habe die SBB noch nachbestellt, sagt Borner. Sie hätten gemerkt, dass es nirgends ähnliche Qualität zu kaufen gebe.
Borner hat für den letzten Auftrag eigens einen Container Lampenglas aus China geordert und in den letzten Monaten mit dem Schliessungsbeschluss in der Tasche noch einige Tausend Glühbirnen produziert.
Die SBB braucht Alternativen
Auf Anfrage bestätigt die SBB, dass sie auf ihrem 3000 Kilometer langen Streckennetz bis auf weiteres auf die Lampen von Righi Licht angewiesen ist, um das Bahnnetz am Laufen zu halten. Denn fällt ein Licht aus, stehen die Züge still, erklärt Sprecher Reto Schärli: «Wenn ein Signal dunkel ist, bedeutet das für den Lokführer, dass es auf rot ist.»
Entsprechend habe man die Lager in den vergangenen Monaten gefüllt: «Sie halten lange, aber nicht ewig. Aber haben wir genug Lampen, um für mindestens fünf Jahre gerüstet zu sein.» Dann braucht es Alternativen zu zu den Zentralschweizer Signallampen.
«Wir sehen uns nach anderen Beschaffungsmöglichkeiten um», sagt Schärli. Langfristig prüfe man den Umstieg auf LED-Technik: «Das würde aber eine grosse Investition bedeuten.» Denn auch die Schnittstelle zwischen Lichtsignal und Stellwerk müsste dann angepasst werden.
Doch was machen die anderen Schweizer Bahnunternehmen? Eigner Borner schmunzelt: «Es gab wohl eine Meldung von der SBB an die BLS, dass sie sie nicht mehr aus dem eigenen Fundus beliefern werde.» Also habe die BLS bei seiner Firma angeklopft, und genauso sei es auch bei der Rhätischen Bahn gelaufen: «Auch da konnten wir liefern. Das waren gute Entwicklungen, die uns über die schwierige Zeit des Rückbaus geholfen haben.»
Ein fast schon versöhnlicher Schlussstrich unter die Glühlampen-Fabrikation in der Schweiz.