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Schokoladen-Markt in Aufruhr Barry Callebaut: Mehr Umsatz – aber weniger Gewinn

Die Achterbahnfahrt beim Kakaopreis sei ausgestanden – hofft man beim grössten Schokoladenproduzenten der Welt.

Die Situation auf dem Kakaomarkt sei in den letzten zwei Jahren beispiellos gewesen, sagt Barry-Callebaut-Chef Peter Feld. Die massiv höheren Preise für Kakao wegen Ernteausfällen hätten die gesamte Industrie hart getroffen.

Als Folge davon ging der Konsum von Schokolade, gerade auch im billigeren Segment, zurück – und damit auch der Absatz von Barry Callebaut. Ebenfalls auf Talfahrt ging der Aktienkurs des Konzerns, nicht zuletzt wegen hoher Schulden.

Mehr Umsatz – aber weniger Gewinn

Die diffizile Situation der Schokoladenindustrie zeigt sich auch in den Jahreszahlen des Ende August abgelaufenen Geschäftsjahrs 2024/2025: Durch die gestiegenen Verkaufspreise für Kakao stieg der Umsatz von Barry Callebaut zwar um über 40 Prozent. Die verkaufte Menge ging jedoch deutlich zurück. Unter dem Strich sank der Reingewinn leicht.

2.13 Millionen Tonnen Schokolade verkauft

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Schokolade-Häppchen.
Legende: Reuters/Arnd Wiegmann

Der Umsatz im Ende August abgelaufenen Geschäftsjahr stieg aufgrund gestiegener Verkaufspreise und weitergereichter Rohstoffkosten um 42 Prozent auf 14.8 Milliarden Franken. Das Absatzvolumen sank dagegen um 6.8 Prozent auf 2.13 Millionen Tonnen Schokoladenprodukte.

Der Betriebsgewinn (Ebit) legte um 42 Prozent auf 635 Millionen Franken zu. Unter dem Strich blieb der Reingewinn mit 188 Millionen Franken leicht unter dem Vorjahreswert. Zugleich konnte die Nettoverschuldung auf das 4.5-Fache des wiederkehrenden Gewinns gesenkt werden, wie Barry Callebaut mitteilte. Vor einem halben Jahr hatte der Faktor noch 6.5 betragen. Im kommenden Jahr soll das Verhältnis von Schulden zu Gewinn auf einen Faktor 3.5 sinken, so der Konzern. (sda)

In den letzten Jahren hat sich der Schokoladenkonzern ein Fitnessprogramm verpasst. Die Fabriken sollen effizienter und die Transporte künftig in Echtzeit verfolgt werden können. Das soll bei Confiserien, Supermarktketten oder Schokoladenverarbeitern Vertrauen schaffen.

Ausserdem erfülle der Konzern in Sachen Transparenz jetzt die Anforderungen der EU-Entwaldungsverordnung, betonte CEO Feld. Das heisst, die ganze Lieferkette von der Plantage in Westafrika bis zur Tafel Schokolade im Verkaufsregal in Europa muss nachvollziehbar sein.

Gleichzeitig hat der Konzern im vergangenen Geschäftsjahr gut 2 Prozent der weltweiten Belegschaft abgebaut. Inzwischen beschäftigt Barry Callebaut noch gut 13'000 Personen.

Kakaobauern brauchen genug Einkommen

In den letzten Monaten ist der Kakaopreis deutlich gesunken und hat sich bei gut 6000 Dollar eingependelt. Das sei ein Preis, der für die Bauernfamilien, die Industrie und die Konsumentinnen stimme, sagt Feld. «Ich bin vorsichtig optimistisch. Die Industrie hat wohl das Schlimmste überstanden.»

Neue Wege für Schokolade gesucht

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Kakaobohnen.
Legende: Reuters/Yves Herman

Barry Callebaut will die aktuellen Unsicherheiten auch mit Innovationen auffangen. Zum einen will der Konzern zusammen mit der ETH Zürich an zellkultiviertem Kakao forschen. Das ist Kakao aus dem Labor.

Zudem kündigte Konzernchef Peter Feld eine Partnerschaft mit dem deutschen Unternehmen Planet A an, das kakaofreie Schokolade aus Sonnenblumenkernen produziert. «Diese Innovationen sollen aber nicht den Kakao ersetzen, sondern das Angebot ergänzen», betonte Feld.

Ein berechenbarer Kakaopreis mit weniger Preisschwankungen sorgt für mehr Sicherheit, ist Feld überzeugt. Das heisse aber auch, dass der Preis nicht zu tief sein dürfe. Und das war in der Vergangenheit viel zu oft der Fall. «Es braucht Massnahmen, um die langfristige Produktion des von uns allen geliebten Kakaos sicherzustellen.»

Das deckt sich mit der Forderung vieler Hilfsorganisationen, die immer wieder die Armut der Kakaoproduzenten angeprangert haben.

Klimawandel und Krankheiten

Trotzdem will der Chef von Barry Callebaut keine Entwarnung geben. Beim Blick in die Zukunft ist er zurückhaltend. Preisschwankungen werde es im Kakaogeschäft weiterhin geben. Nicht zuletzt, weil der Klimawandel und Krankheiten den Kakaoplantagen zusetzen und damit die Erträge nach wie vor beeinträchtigen.

Die Kakaoindustrie ist im Umbruch, die Herausforderungen sind gross. Doch der Barry-Callebaut-Chef setzt darauf, dass die Lust der Menschen auf Süsses weltweit ungebrochen bleibt. «Der Appetit auf Schokolade bleibt gross – Schokolade ist bei Weitem die beliebteste Geschmacksrichtung bei den Konsumenten.»

Rendez-vous, 5.11.2025, 12:30 Uhr;liea

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