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Schuldenberg etwas abgebaut Griechenland begleicht vorzeitig Schulden beim IWF

  • Vor über zehn Jahren bestimmte die Schuldenkrise Griechenlands die Schlagzeilen. Nun hat das Land seine gesamten Schulden beim Internationalen Währungsfonds IWF zurückgezahlt.
  • Die Rückzahlung erfolgt fast zwei Jahre früher als ursprünglich geplant.
  • Griechenland hat aber trotz der Verbesserungen nach wie vor die höchste Staatsverschuldung in der Eurozone.

Griechenland hatte Ende März grünes Licht vom Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM) und der Europäischen Finanzstabilisierungsfazilität (EFSF) dafür erhalten, die Schulden vorzeitig an den IWF zurückzuzahlen.

Diese neu kreierten EU-Institutionen hatten das Land ab 2010 zusammen mit dem IWF mit Milliardenhilfen vor dem Staatsbankrott gerettet. Athen spart durch die vorzeitige Rückzahlung von 1.85 Milliarden Euro Notkrediten 230 Millionen Euro an Zinsen.

Die Rückzahlung schliesst das Kapitel der Staatsschuldenkrise von 2010.
Autor: Christos Staikouras Griechischer Finanzminister

Griechenland hat trotz deutlicher Verbesserungen immer noch die höchste Staatsverschuldung in der Eurozone. Laut Regierungsprognosen soll sie Ende dieses Jahres knapp 190 Prozent des Bruttoinlandprodukts betragen – gegenüber gut 197 Prozent im Vorjahr und über 206 Prozent im Jahr 2020.

Raus aus der Schuldenkrise?

Griechenland versuche nun, ausländische Investoren ins Land zu holen, sagt ARD-Korrespondentin Verena Schälter in Athen. Im Hauptwirtschaftssektor Tourismus und im Dienstleistungsbereich versuche man sich breiter aufzustellen. Auch in erneuerbare Energien, Infrastruktur und IT wolle man investieren.

«Allerdings braucht das alles einfach Zeit», betont Schälter. Ausserdem sei Griechenland ebenso betroffen von der Corona-Pandemie, der Inflation oder den steigenden Energiepreisen. «Und das wiederum führt dazu, dass man es nur schwer voraussagen kann, wie sich das gerade alles entwickelt.»

Woher kam das Geld, um die Schulden zurückzuzahlen?

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Die Schulden beim Währungsfonds beliefen sich auf 1.85 Milliarden Euro. Verena Schälter erklärt, dass die Reformen dazu geführt hatten, dass Griechenland versuchen konnte, die aktuelle Staatsverschuldung ein bisschen zu reduzieren.

«Diese Reformen wurden positiv aufgenommen, auch an den internationalen Märkten.» Griechenland konnte wieder Anleihen ausgeben. «Über diese Anleihen, die relativ gut angenommen wurden, konnte sich Griechenland über die letzten Jahre wieder gut refinanzieren.»

Die vorzeitige Zurückzahlung habe vor allem eine starke Aussenwirkung, so die Journalistin. Es sei ein Signal an die internationalen Finanzkräfte und andere EU-Staaten. «Man zeigt damit, dass Griechenland auf dem Weg der Besserung ist. Man ist nicht länger der krisengebeutelte Staat, der auf Notkredite angewiesen ist.»

Das andere sei die innenpolitische Wirkung. Die konservative Regierungspartei Nea Dimokratia könne nun sagen, sie würden es schaffen und Griechenland aus dem Krisenmodus bringen. Das stelle Griechenland in ein besseres Licht.

Für die Bevölkerung hingegen werde wohl nicht viel ändern, vermutet Schälter. «Die griechische Bevölkerung hat unter den sehr harten Sparmassnahmen gelitten, die Bedingung waren, dass das Land überhaupt die Hilfskredite bekommen hatte.»

Eine griechische Seniorin steht in ihrer kleinen Küche.
Legende: In Griechenland wurde gespart. Das spürten auch die Menschen sehr, beispielsweise an den gekürzten Renten. Keystone/Yannis Kolesidis

«Die Renten wurden massiv gekürzt. Bei den sozialen Systemen wurden massiv eingespart. Im Bildungsbereich wurde gespart.» Momentan sehe es nicht aus, als würde da wieder investiert werden. «Man ist zwar auf dem Weg der Besserung, aber diese bessere Situation kommt noch nicht direkt im Geldbeutel bei der Bevölkerung an», sagt die ARD-Korrespondentin.

SRF 4 News, 05.04.2022; 06:30 Uhr ; 

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