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Schutz für Firmen Manager warten Jahre auf Boni-Zahlungen

Sie waren der Inbegriff von Masslosigkeit vor der Finanzkrise: Millionen-Boni für Top-Manager und Kader. Die Boni flossen auch bei massiven Verlusten, Millionen Cash aufs Konto. Konsequenzen hatten die Top-Manager nicht zu befürchten: die Boni waren an keine Bedingungen geknüpft.

«Boni gehen von einem falschen Menschenbild aus», sagt Roland Waibel. Er ist Professor für Unternehmensführung an der Fachhochschule St. Gallen: «Es ist, wie wenn man den Mitarbeitern ein Rüebli vor die Nase hält: Ohne Belohnung würden sich die Mitarbeitenden nicht im Sinne der Firma verhalten.»

Lieber Teamgeist als Boni

Doch, Boni sind zunehmend verpönt. Die Migros Bank verzichtet ganz auf solche finanziellen Anreize, die Versicherung Baloise hat persönliche Boni abgeschafft. Hier setze man das Team und nicht den Egoismus in den Vordergrund, sagt Tobias Gemperle von der Baloise. «Wir als Baloise differenzieren uns nicht über maximales Einkommen, sondern über Werte, Kulturen, Entwicklungsmöglichkeiten in der Firma.»

Gar keine Boni mehr: Das ist immer noch die Ausnahme bei grossen Schweizer Firmen. Häufiger sind Boni mit Bedingungen. So genannte «Clawbacks» haben Einzug gehalten: Boni werden oft jahrelang zurückgehalten. Erst wenn sich der Geschäftsgang gut entwickelt, werden Geld und Aktien freigegeben. So sollen Manager in die Pflicht genommen werden.

Ein Viertel der Firmen zögert Boni-Zahlungen heraus

«Clawbacks sind eine Art Schutzmechanismus für Firmen», sagt Stephan Hostettler. Seine Firma hat die neuesten Zahlen zu den Clawbacks erhoben. Kannten kurz nach der Finanzkrise nur 5 Prozent der 100 grössten Schweizer Firmen solche Einschränkungen, sind es heute bereits 25 Prozent der Unternehmungen.

Auch bei den Grossbanken Credit Suisse und UBS haben sich «Clawbacks» etabliert. Bei der Konzernleitung der UBS werden mindestens 80 Prozent der Boni bis zu fünf Jahre zurückbehalten.

Der Griff in den Boni-Topf: Abgeschafft oder mit Bedingungen. Die Zeiten der Masslosigkeit scheinen ein wenig vorbei zu sein.

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