Schnell über die Grenze, um im Ausland billiger einzukaufen. Das war für viele vor Corona gang und gäbe. Die Pandemie liess die Zahlen einbrechen, doch der Einkaufstourismus gewinnt wieder an Fahrt. Gemäss der Schweizer Vereinigung der Detailhändler, der Swiss Retail Federation, wurden im ersten Halbjahr 2023 über zehn Prozent mehr Zahlungen im Ausland getätigt als im Jahr zuvor.
Während der Pandemie waren die Einkäufe durch Personen aus der Schweiz weggefallen. Das spürte auch das Lago, ein Einkaufszentrum direkt bei der Konstanzer Altstadt. Nun seien, trotz Teuerung, wieder ein Drittel der Kundinnen und Kunden aus der Schweiz, sagt der Geschäftsführer Peter Herrmann. «Die Inflation in Deutschland ist deutlich höher als in der Schweiz. Aber der Konsum ist weiterhin vorhanden und deswegen haben wir im Moment trotz Inflation gute Umsatzzahlen.»
Wechselkurs begünstigt Schweizer
Die Teuerung betreffe zwar Lebensmittel, aber weniger Textilien oder Sportartikel, sagt Christian Ulmer vom Konstanzer Detaillistenverband. Der Einkaufstourismus habe aufgrund des Wechselkurses ab 2015 stark zugenommen – und sei vor der Pandemie weit höher gelegen.
Rund 46 Prozent der Umsätze in Konstanz stammten 2015 laut Ulmer von ausländischen Kunden. «Durch Corona kamen diese Zahlen natürlich deutlich nach unten.» Jetzt würde der Umsatzanteil bei etwa 35 Prozent liegen.
Mit dem derzeitigen Niveau scheint man zufrieden, denn vor der Pandemie war es auch für viele Einheimische zu viel Einkaufstourismus. Ob das so bleibt, hängt wohl mit der Entwicklung des Wechselkurses und der Inflation zusammen.