Gute Noten vom Internationalen Währungsfonds (IWF) für die Schweiz. Anfang Juni hat der Bundesrat eine Fülle von Massnahmen vorgeschlagen, um einen weiteren Credit-Suisse-Fall zu verhindern. Das Paket sieht etwa vor, dass hiesige systemrelevante Banken wie die UBS ihre ausländischen Tochtergesellschaften mit 100 Prozent hartem Eigenkapital hinterlegen müssen. Zudem soll die Finanzmarktaufsicht Bussen gegenüber Finanzinstituten aussprechen können.
Die Vorschläge gehen in die richtige Richtung, sagt Mark Horton, stellvertretender Direktor des europäischen Departements beim IWF. Doch deren Implementierung dauere zu lange. «Das Paket muss rasch umgesetzt werden. Das ist wichtig, denn im Finanzsystem gibt es Risiken.» Doch der politische Weg ist langwierig.
Jahre bis zur Implementierung
Die höheren Kapitalanforderungen etwa werden frühestens 2028 in Kraft treten. Bis sie von der UBS implementiert wären, würde es weitere Jahre dauern. Der IWF fordert zudem mehr Massnahmen als derzeit debattiert werden: «Es gibt einige Lücken im rechtlichen und regulatorischen Rahmen, die geschlossen werden müssen. Die Finanzmarktaufsicht braucht mehr Ressourcen und muss proaktiv tätig werden, um die Entstehung von Risiken frühzeitig zu verhindern», sagt Horton.
Zudem sollen einige Vorgaben auch auf weniger grosse Banken ausgedehnt werden. «Für kleinere Banken gibt es ähnliche Risiken. Nur weil es sich um kleine Banken handelt, heisst das nicht, dass wir die richtigen Rahmenbedingungen auf die lange Bank schieben können.» Insbesondere in Zeiten wie jetzt.
Das hiesige Finanzsystem sei zwar resilient, aber das Umfeld risikoreicher als früher. Und die Risiken mannigfaltig. Das grösste Risiko ortet der Internationale Währungsfonds im Immobiliensektor – zusätzlich befeuert vom Tiefzinsumfeld.
Null-Zinsumfeld birgt Risiken
Bei tiefen Zinsen werden Hypotheken tendenziell günstiger, was – wegen der höheren Nachfrage – die Immobilienpreise weiter steigen lassen dürfte. Laut Mark Horton vom IWF seien die Immobilienpreise in der Schweiz bereits sehr hoch. Und könnten überbewertet werden.
Banken könnten bei der Kreditvergabe risikobereiter werden, um auch bei einem Null-Zinsumfeld Gewinne zu erzielen.
Hinzu komme, dass Banken bei der Kreditvergabe risikobereiter werden könnten, um auch bei einem Null-Zinsumfeld Gewinne zu erzielen. «Bei Zinssätzen nahe null wird die Marge der Banken kleiner und die Rentabilität eine grössere Herausforderung. Die Banken gehen zusätzliche Risiken ein und ändern vielleicht ihre Kreditvergabestandards. Sie könnten Kredite vergeben, die sie sonst nicht vergeben hätten. Das ist eine weitere Sorge.»
Dennoch beurteilt der IWF die jüngste SNB-Leitzinssenkung von 0.25 auf 0.0 Prozent als angemessen.