Ferien sollen eine erholsame Aktivität sein, weit ab vom Alltagsstress und der Hektik. Wer aber eine Familie mit Kindern hat, der weiss, dass das Wandern oder Skifahren in den Bergen nicht zwingend eine entspannte und ruhige Zeit ist. Ein Angebot, das Ferien mit Kindern und Erholung zu vereinen verspricht, sind Familienhotels. In der Schweiz noch eine Seltenheit, hat dieser Hoteltypus in Österreich Tradition.
Anders als die Schweiz hatten wir relativ wenig internationale Gäste. Deshalb waren vor allem Familienferien bei uns sehr stark nachgefragt.
Mike Peters, Professor am Forschungszentrum Tourismus und Freizeit der Universität Innsbruck, sieht die Gründe dieser Unterschiede in einer langjährigen Entwicklung: «Österreich lebte in den Boomjahren des Tourismus in den 1970er-Jahren hauptsächlich vom deutschen Markt. Anders als die Schweiz hatten wir relativ wenig internationale Gäste. Deshalb waren vor allem Familienferien bei uns sehr stark nachgefragt. Wir haben uns dann langsam, aber sicher auch eine Kompetenz aufgebaut in diesem Bereich: Von Generation zu Generation haben die Betriebe dazugelernt und so ist auch die Modernisierung nicht ausgeblieben.»
Markteintritt aus Österreich
So überrascht es nicht, dass mit Jufa eine österreichische Familien-Hotelkette in die Schweiz expandiert. Seit neustem begrüsst sie in Savognin Gäste und möchte die Schweizer Marktlücke ausfüllen. Für Mike Peters ist der Entscheid der Jufa wohlüberlegt: «Die Jufa-Gruppe schaut sich ganz genau an, wohin sie expandiert. Hier hat sie offenbar eine Marktlücke gesehen. Ich traue ihr zu, in der hochpreisigen Schweiz zu bestehen.»
Die Jufa-Hotels (über 60 in vier Ländern) hätten einen grossen Kundenstamm und würden viele Kundinnen und Kunden mitnehmen, die die Schweiz kennenlernen wollten, so Peters.
Neben den Kunden und der langjährigen Erfahrung bringt Jufa auch tiefere Preise mit in die Schweiz. Während bei den wenigen Schweizer Familienhotels eine Woche Ferien zu viert gut und gerne 3000 Franken kostet, gibt es die sieben Tage im neuen Jufa-Hotel in Savognin für gut 2000 Franken.
Wir sehen das oft, dass beim Markteintritt Kampfpreise angeboten werden – in zwei bis drei Jahren werden wir höhere Zimmerpreise sehen.
Ob diese Tiefpreisstrategie aufgeht, wird sich zeigen müssen. Tourismusexperte Peters geht aber davon aus, dass Jufa längerfristig ihre Preise in der Schweiz wird nach oben anpassen müssen. Dieses Vorgehen sei bei Markteintritten häufig zu beobachten: «Wir sehen das oft, dass beim Markteintritt Kampfpreise angeboten werden – in zwei bis drei Jahren werden wir höhere Zimmerpreise sehen.»
Innovationsschub
Die Preise könnten sich also schon bald wieder etwas angleichen. Bleibende Veränderungen könnte der Markteintritt von Jufa dennoch anstossen. «Wenn Konkurrenten kommen, bewegt sich immer etwas; das tut der Branche normalerweise ganz gut. Wenn da eine Marktlücke war, und die einheimische Branche hat sie nicht selbst gefüllt, dann tut’s jemand anderer. Es werden neue Ideen aufkommen. Ich glaube, Jufa wird für einen kleinen Innovationsschub sorgen.»
Die österreichische Hotelkette habe ein cleveres Konzept: Der Fokus liege auf dem Erlebnis der Generationen miteinander in der Natur, kostspielige Dinge wie ein luxuriöses Frühstücksbuffet werden weggelassen. Dadurch könne sie sich auf das Wesentliche beschränken und das Familienpaket zu einem vernünftigen Preis anbieten.
Schweizer Familien dürfte es freuen. Neben einem grösseren Angebot winken entspanntere Ferien zu leicht entspannterem Preis.