Mit dem Verkauf von Franz Carl Weber FCW an die deutsche Drogeriehandelskette Müller geht das traditionsreiche Schweizer Spielwarenhaus neue Wege. Begründet wird der Schritt mit dem Trend zum Online-Handel und Erschwernissen in der Corona-Pandemie. Die FCW-Filialen sollen vorerst erhalten bleiben, alle Mitarbeitenden würden weiterbeschäftigt. Die Ladenflächen würden aber langfristig kleiner, sagte VR-Präsident Marcel Dobler kürzlich, St. Galler FDP-Nationalrat und Mitbegründer des landesweit grössten Elektronik-Online-Shops Digitec.
Die Pandemiejahre wirken nach
Der Schweizer Spielwarenmarkt sei in den Pandemiejahren markant gewachsen, um 16 Prozent zwischen 2019 und 2022, erklärt Kurt Meister, Fachexperte beim Marktforschungsinstitut GfS. Entsprechend wichtig sei es gewesen, auch im Online-Geschäft gut aufgestellt zu sein, dessen Anteil im gleichen Zeitraum von 15 auf 25 gestiegen sei. «Da hat es Franz Carl Weber offenbar etwas verpasst, von diesem Boom zu profitieren», schätzt Meister.
Ob die kleineren Geschäfte den Online-Trend verschlafen hätten, sei schwierig abzuschätzen, sagt Meister und betont, dass die Pandemie alle überraschend getroffen habe. Der Aufbau eines Online-Geschäfts bedinge zudem grosse Investitionen, und es sei sehr schwierig, dieses auch gewinnbringend zu führen.
70 Prozent des gesamten Umsatzes werden immer noch auf der Fläche gemacht.
Trotz der Ankündigung von langfristig kleineren Ladenflächen bei FCW ist Meister überzeugt, dass es Spielwarengeschäfte immer brauchen wird. 70 Prozent des gesamten Umsatzes würden immer noch auf der Fläche gemacht. Der Spielwarenmarkt sei ein emotionaler Markt, wie etwa auch der Sportartikelmarkt: «Die Leute wollen hingehen, mit allen Sinnen erleben, gut beraten und überrascht werden.»
Dies sei die Chance von Spielwarengeschäften und vieler anderer Läden, so Meister. Er räumt zugleich ein, dass die hybride Welt immer fordernder wird. Auch entscheide die Kundschaft oft sehr spontan und unvorhersehbar, ob sie online oder traditionell im Laden kaufe.
Spielwaren-Boom etwas vorbei
Meister geht davon aus, dass der Boom im Spielwarenmarkt etwas abflauen wird, von dem die grossen Online-Player wie etwa Brack, Digitec, Galaxus oder Microspot während der Pandemie enorm profitierten: «Die Leute gehen wieder mehr in die Ferien, essen wieder mehr auswärts, nutzen vermehrt Kultur- und Sportangebote und sind entsprechend weniger zu Hause und brauchen weniger Spielwaren für sich und die Kinder.»