Wie steht es um die Finanzen von Schweizer Spitälern? Die meisten Spitäler schreiben seit Jahren rote Zahlen - letztes Jahr waren sie etwas weniger rot. Vor allem dank höherer Tarife. Heisst: Kantone und Krankenkassen geben mehr Geld für die benötigten Leistungen. Von den rund 100 Milliarden Franken, die die Schweiz für die Gesundheit ausgibt, geht gut ein Drittel an die Spitäler. Aber das reicht nicht. Der Fehlbetrag belief sich 2024 gemäss aktuellen Zahlen auf 750 Millionen Franken. 2023 war es ein Minus von 1 Milliarde Franken.
Wo klemmt es bei den Spitälern? Das Mass für die finanzielle Gesundheit eines Spitals ist das Betriebsergebnis, also der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda). Dieser Wert sollte 10 Prozent betragen. Eine Faustregel besagt: von 100 Franken, die ein Spital einnimmt, sollten nach Abzug von Löhnen und Sachausgaben 10 Franken übrigbleiben. Das schaffen die wenigsten Spitäler. Der durchschnittliche Wert aller hat sich zwar verbessert. Doch die meisten Spitäler haben bei Weitem nicht genug Einnahmen, um sich langfristig finanzieren zu können.
Warum muss ein Spital Gewinn machen? Weil es Reserven braucht. Ein Spitalbetrieb ist teuer, und viele Bauten sind in die Jahre gekommen und brauchen Erneuerungen. Die Spitäler erhalten Geld von den Krankenversicherern und von den Kantonen, Letztere sind auch meistens die Besitzer. Aber seit 2012 müssen die Spitäler sich ein Stück weit selbst finanzieren. Seither übernimmt die öffentliche Hand nicht mehr automatisch das Defizit.
Wie kommen die Spitäler zu Geld? Wie andere Unternehmen auch gehen sie zu einer Bank oder nehmen das Geld via Anleihen am Kapitalmarkt auf. Dafür bezahlen sie einen Zins. Bei einer Anleihe sind es in der Regel verschiedene Investoren, die das Geld sprechen. Wie bei anderen Unternehmen wollen Investoren wissen, ob sich das finanzielle Engagement in ein Spital lohnt. Oder ob sie schlimmstenfalls damit rechnen müssen, einen Kredit nicht zurückzuerhalten. Wenn ein Spital finanziell schlecht dasteht, weil Einnahmen und Ausgaben zunehmend auseinander driften, die Verschuldung stärker wächst als die Einnahmen, kostet das Ausleihen von Geld mehr; die Kredite gibt es nur mehr gegen hohe Zinsen – oder überhaupt nicht. Dann müssen die Kantone in die Bresche springen und Garantien geben – letztlich also die Steuerzahlerinnen. Aber zunehmend mehr Kantone sind nicht mehr bereit, die Lücke zu füllen. Strenggenommen müssten sie Spitäler schliessen. Aber solche Massnahmen sind unpopulär.
Gibt es einen Ausweg? Eigentlich gibt es nur zwei Möglichkeiten: weniger Spitäler oder höhere Kosten. Die Frage ist, wer die Kosten trägt. Wenn die Spitäler es zunehmend schwerer haben, Geld auf dem Finanzmarkt zu erhalten, müssten die Tarife nochmals deutlich steigen. Oder es gibt mehr Unterstützung von den Kantonen. Das wiederum bekommen die Steuerzahler und die Prämienzahlerinnen zu spüren. So gesehen tut es auf jeden Fall weh, wenn es den Spitälern finanziell schlecht geht.