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Schweizer Tourismus Städte erholen sich weniger schnell von der Coronakrise

Der Schweizer Tourismus hat das Tief der Pandemie überwunden. Jedoch können nicht alle Gebiete gleich schnell aufholen.

26 Prozent mehr Logiernächte im Jahr 2022. So lautet die Prognose des Wirtschaftsforschungsinstituts BAK Economics für den Schweizer Tourismus. Es hat im Auftrag des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco) eine Tourismusprognose erstellt.

Im nächsten Jahr grosses Plus durch Gäste aus Übersee
Autor: Benjamin Studer Leiter Tourismus-Prognosen und -Analysen

Bereits im Sommer 2021 war eine starke Erholung der Nachfrage zu beobachten gewesen. Diese war jedoch durch den erneuten Anstieg an Corona-Fällen in den Wintermonaten etwas gebremst worden.

«Im nächsten Jahr gehen wir davon aus, dass insbesondere die Rückkehr der Gäste aus Übersee ein grosses Plus geben wird», so Benjamin Studer von BAK Economics. Auch die Gäste aus Europa werden weiter zurückkehren, prognostizieren die Ökonomen. Sein Vorkrisen-Niveau wird der Schweizer Tourismus jedoch nicht vor Ende 2023 erreichen.

13 Prozent Wachstum erwartet

Bremsend auf die Nachfrage in diesem Sommer wirkt auch der Krieg in der Ukraine. Die steigenden Inflationsraten, Lieferengpässe sowie hohen Energiepreise schwächen den Erholungseffekt nach der Pandemie ab.

Russische Gäste seit Krieg auf null

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Ein Prozent der Logiernächte machten vor dem Ukraine-Krieg russische Touristen aus. Das sei insgesamt kein grosser Anteil, jedoch sei der Wegfall für einzelne Hotels und Destinationen dennoch gravierend, so Benjamin Studer, Leiter Tourismus Prognosen bei BAK Economics.

Vor allem Touristen aus Fernmärkten bekommen auch die höheren Flugpreise zu spüren. Gerade bei ihnen ist der Aufholbedarf aber noch am grössten. Dennoch erwartet BAK Economics für den Sommer 2022 ein Wachstum von 13 Prozent verglichen zum Vorjahr.

Städte erholen sich langsamer

Der Städtetourismus hat stärker unter der Pandemie gelitten als der Tourismus in alpinen Regionen. Dies, weil Touristen aus Europa, aber auch aus Fernmärkten vermehrt in Städte reisen. Daher schreitet auch die Erholung langsamer voran als in alpinen Gebieten.

Hinzu kommt ein erheblicher Anteil an Geschäftstourismus, welcher beinahe vollkommen weggefallen war während der Pandemie. BAK Economics rechnet mit dauerhaft 15 Prozent weniger Geschäftstouristen als Erbe der Pandemie.

Zwischen Schweizer Städten gibt es erhebliche Unterschiede. Zürich und Genf erfuhren zu Beginn der Pandemie rund 20 Prozent mehr Rückgang der Logiernächte als Bern und Lausanne.

Gründe hierfür sind hohe Anteile an Touristen aus Fernmärkten und Geschäftsreisende. Auch die Erholung schreitet hier langsamer voran.

Besonders betroffen: Luzern

Speziell in Luzern steigen die Logiernächte bedeutend langsamer wieder an als in den anderen Städten. Der Grossteil der Touristen in Luzern kommt in der Regel aus China, dessen Regierung derzeit noch immer strenge Corona-Massnahmen verhängt. Es wird damit gerechnet, dass erst im Winter 2023/2024 das Vorkrisenniveau wieder erreicht werden kann.

Jedoch prognostiziert BAK Economics eine generelle Verschiebung der chinesischen Gäste von 10 bis 15 Prozent nach unten. Es gebe Hinweise, dass unabhängig von Corona die chinesische Regierung Reisemöglichkeiten auch längerfristig einschränken könnte, um die eigene Tourismusbranche zu stärken.

Um die Beschleunigung der städtischen Erholung voranzutreiben, wäre die Umnutzung von nicht mehr ausgelasteten Hotelbetten in Businesshotels zu Freizeitangeboten eine Möglichkeit, sagt Benjamin Studer von BAK Economics.

Tagesschau, 31.05.2022, 19.30 Uhr

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