In ihrer Menge sehen die Kreise ein wenig aus wie ein Sternbild. Man nennt sie deshalb auch EURion-Konstellation. «EUR» für den Euro, auf dessen Banknoten sie zum ersten Mal entdeckt wurden, und «ion» für das Sternbild des Orion. Andere bezeichnen die kleinen Kreise profaner als «Donuts» oder als «Omron-Ringe», weil das japanische Technologie-Unternehmen Omron den Fälschungsschutz Anfang der 1990er Jahre entwickelt hat.
Wer seitdem versucht, eine dermassen geschützte Banknote mit einem Farbkopierer zu vervielfältigen, erhält keine Kopie der Note, sondern nur ein weisses Blatt Papier. Darauf ist die Internet-Adresse www.rulesforuse.org gedruckt, die zur Website einer Arbeitsgruppe der Notenbanken für die Fälschungsbekämpfung führt.
Gut gehütetes Geheimnis
Wie ist es technisch möglich, dass ein paar kleine, einfarbige Kreisen den Kopierer dazu bringen, seinen Dienst zu verweigern? Omron hüllt sich in Schweigen. Ebenso die Zentralbanken, welche die Ringe als Sicherheitsmerkmal auf ihre Banknoten drucken: Vom ägyptischen Pfund über den japanischen Yen bis zum US-Dollar.
«Kein Kommentar» heisst es auch bei der Schweizerischen Nationalbank, die auf ihrer Website immerhin einige Sicherheitsmerkmale auflistet, mit denen sich eine Banknote auf ihre Echtheit überprüfen lässt. «Weitere Merkmale sind für die Echtheitsprüfung der Note durch die Öffentlichkeit nicht relevant und werden von uns nicht kommuniziert oder kommentiert», schreibt die Nationalbank auf Anfrage.
Photoshop öffnet keine Banknoten-Bilder
Doch es gibt Vermutungen: Die Abstände zwischen den Kreisen sollen eine Rolle spielen. Diese ergeben ein Muster, das von Algorithmen im Kopierer erkannt wird und das Kopieren der Note verhindert. Wie diese Algorithmen genau funktionieren, ist streng geheim. Vermutlich wissen nicht einmal die Hersteller der Kopierapparate etwas darüber.
Die Omron-Ringe sind nicht die einzigen Sicherheitsmassnahmen, die das digitale Vervielfältigen von Banknoten verhindern. Bei Bildbearbeitungs-Software wie zum Beispiel Photoshop kommen andere Massnahmen zum Einsatz. Auch hier herrscht grösste Geheimhaltung. Selbst Photoshop-Hersteller Adobe weiss nicht, wie die Technologie genau funktioniert.
Die Software dazu stammt von der Arbeitsgruppe der Zentralbanken für die Fälschungsbekämpfung, die Adobe gegenüber keine Angaben zu deren Funktionieren macht.
Nachmachen ohne Fälschungsabsicht wird bestraft
Nur das Resultat ist klar: Wie ein Farbkopierer verweigert auch Photoshop beim Öffnen des Bildes einer Banknote seinen Dienst. Stattdessen erscheint die Meldung, dass dieser Vorgang nicht unterstützt wird.
Doch in der Schweiz ist es sowieso nicht klug, so etwas überhaupt zu versuchen: Das Strafgesetzbuch sieht nämlich auch für das Nachmachen von Banknoten ohne Fälschungsabsicht Freiheitsstrafen von bis zu drei Jahren vor.
Das gilt aber nur, wenn die Kopie der Note tatsächlich mit einem echten Geldschein verwechselt werden könnte. Damit das nicht passiert, gibt es von der Schweizerischen Nationalbank Tipps:
Abbildungen sind immer dann zulässig , wenn das Wort «SPECIMEN» gross und deutlich auf die Note gedruckt ist und dazu noch ein weiteres Unterscheidungsmerkmal besteht. Zum Beispiel, dass die Kopie viel grösser oder kleiner als das Original oder auf ein ganz anderes Material gedruckt ist.