Zum Inhalt springen

SEF 2023 Wie KMU mit dem Fachkräftemangel umgehen

Schweizer Unternehmen rechnen auch in Zukunft mit fehlendem Personal. Sie suchen darum Wege, um attraktiver zu werden.

Wie stärkt man die Berufslehre? Wie macht man sich als Arbeitgeber attraktiver? Wie entwickelt man die Arbeitnehmenden weiter? Diese und andere Fragen zum Fachkräftemangel beschäftigen die Unternehmerinnen und Unternehmen am diesjährigen Swiss Economic Forum.

Das Thema ist derzeit eine der grössten Herausforderungen für die Wirtschaft, wie auch eine aktuelle Umfrage der «Neuen Zürcher Zeitung» und der Kalaidos Fachhochschule zeigt. 30 Prozent der befragten kleinen und mittleren Unternehmen, also die KMU, gaben an, dass sie der Fachkräftemangel in den nächsten drei Jahren besonders beschäftigen wird.

Eine Entspannung sehen viele der KMU nicht. So rechnen 59 Prozent in der Umfrage damit, dass sich die Verfügbarkeit von qualifiziertem Personal verschlechtern wird. Im Vergleich zum Vorjahr ist der Fachkräftemangel immerhin nicht mehr ganz so kritisch beurteilt worden.

Fehlende Babyboomer

Ein Grund für das Fehlen der Arbeitskräfte ist die Demografie. Die Babyboomer-Generation geht in Rente, zu wenige Berufseinsteiger rücken nach. Verschärft hat sich die Situation aber auch mit der Covid-Pandemie, wie Martin Meyer von Adecco erklärt. Das Unternehmen für Stellenvermittlung untersucht regelmässig gemeinsam mit der Universität Zürich den Fachkräftemangel.

Während der Pandemie hätten viele Leute angefangen, Teilzeit zu arbeiten, sagt Meyer. «Zum Teil 80, 70 oder 60 Prozent. Das sind Arbeitsmodelle, welche die Leute weiterführen möchten.» Und diese Arbeitskräfte würden dann fehlen.

Wirtschaft braucht mehr Spezialisten

Mehr Arbeitnehmende braucht etwa Christiane Leister, Verwaltungsratspräsidentin des Technologiekonzerns Leister. Sie sieht in der Digitalisierung einen weiteren Grund für den Fachkräftemangel. «Die technischen Berufe haben sich mit den digitalen Anforderungen extrem schnell geändert.» So gebe es in ihrem Unternehmen heute Berufsgattungen, die es vor fünf oder zehn Jahren gar nicht brauchte.

Ein Mann liest in einer Werkstatt einen Zettel. Vor ihm stehen gefräste Teile.
Legende: Die Anforderungen sind durch die Digitalisierung gewachsen. KEYSTONE/PETER KLAUNZER

Einen ähnlichen Druck durch die Digitalisierung spürt auch die Firma BBV Software-Services. Personalchef Thomas Gaugler sagt, dass die Nachfrage nach Software-Lösungen zunehmend gestiegen ist. «Die Geschäftsmodelle werden immer mehr durch die IT durchdrungen. Das steigert die Nachfrage.» Es gibt also zu wenige Spezialisten, aber immer mehr Aufträge.

Buhlen um Talente

Um die verbleibenden Talente auf dem Arbeitsmarkt anzuziehen, müssen die Unternehmen neue Wege finden. Auch in der KMU-Umfrage wurden die Unternehmen zu möglichen Massnahmen befragt. Am meisten Potenzial, um den Fachkräftemangel zu lindern, sehen sie bei der Weiterbildung des Personals.

Für die Unternehmen ist es wichtiger geworden, attraktive Arbeitgeber zu sein. «Heute können sich Bewerber aussuchen, wohin sie gehen möchten», beobachtet Leister. Ihr Unternehmen versucht darum, Arbeitskräfte etwa direkt ab der Ausbildung zu rekrutieren. Ein Trumpf sei etwa eine interessante Tätigkeit in einem internationalen Umfeld.

Auch BBV Software-Services sucht Wege, um Talente anzulocken. «Wir flexibilisieren die Arbeitszeiten, Homeoffice ist ein Thema, grosszügige Weiterbildung», sagt Personalchef Gaugler. Trotzdem bleibt der Fachkräftemangel eine Herausforderung.

SRF 4 News Aktuell, 08.06.2023, 06:20 Uhr ; 

Meistgelesene Artikel