Laut den neusten Zahlen des Branchenverbands haben Kundinnen und Kunden in der Schweiz im vergangenen Jahr 12.2 Milliarden Franken online ausgegeben. Das sind zwar zwei Prozent mehr als 2022, aber ungefähr gleich viel wie 2021.
Die Umsätze stagnieren also, während sie früher um bis zu zehn Prozent jährlich wuchsen, im Pandemiejahr 2020 sogar um ein Viertel. Die Chance nach oben sei weiterhin offen, stellt Bernhard Egger fest, Geschäftsführer von «Handelsverband.swiss» mit 400 Mitgliedern aus dem Online- und dem stationären Handel.
Der Trend zurück in die Läden trifft auch ein Stück weit für die Schweiz zu, ist aber in Deutschland und Österreich wesentlich stärker.
An der Universität St. Gallen wird das Verhältnis von Online- und stationärem Handel seit 2011 untersucht. Die neueste Studie kommt zum Schluss, dass Einkaufen im Laden wieder beliebter geworden ist, vor allem in Deutschland und Österreich.
«Der Trend zurück in die Läden trifft auch ein Stück weit für die Schweiz zu, ist aber in Deutschland und Österreich wesentlich stärker», erklärt Thomas Rudolph. Das sorgt in Deutschland und Österreich für einen Schub im stationären Handel von um die 30 Prozent. In der Schweiz legen die Läden zwei bis drei Prozent zu. Dafür stagniert der Onlinehandel in der Schweiz nur, während er in Deutschland verliert.
Studie Universität St. Gallen, Forschungszentrum für Handelsmanagement (IRM-HSG)
Das habe mit der Kultur in der Schweiz zu tun, betont Thomas Rudolph: «Die Schweizer sind natürlich auch Zeit-Optimierer. Wenn es um Routinekäufe ohne grosses Erlebnis geht, hat sich der Onlinehandel mittlerweile etabliert.» Zudem zahle man in Deutschland fast immer Versandgebühren beim Onlineshopping, in der Schweiz fast nie.
Online-Entscheid stark abhängig vom Produkt
Ob etwas im Laden oder im Internet gekauft wird, hängt mit dem Produkt zusammen. «Bei der Heimelektronik hat der Onlinehandel heute einen Anteil von über 53 Prozent. Der Fashion-Teil ist auch sehr stark und auch Möbel und Sportartikel werden gerne bestellt», sagt Bernhard Egger von «Handelsverband.swiss».
Nicht vom Fleck kommt jedoch der Onlinehandel mit Lebensmitteln. Besonders Frischeprodukte haben im Internet einen schweren Stand. So werden nur gerade drei Prozent des Essens heute online gekauft, die Zuwächse in der Pandemie sind beinahe verpufft. Die Zahlen von Coop belegen dies: Stationäre Läden machen über elf Milliarden Franken Umsatz, der Online-Shop coop.ch gut 300 Millionen Franken. Ob Coop Geld damit verdient, kommentiert der Detailhändler auf Anfrage nicht.
«Food ist unter dem Strich nach wie vor ein schwieriges Geschäft, um eine Rendite zu erzielen. Denn die Lieferkosten sind auf der letzten Meile extrem gross», sagt Thomas Rudolph. Wer hier vorwärtsmachen wolle, müsse viel investieren, um in die Gewinnzone zu kommen. Das tut nun Coop und investiert in Verteilzentren.
Heute sind 18 bis 20 Prozent reine Online-Käuferinnen und -Käufer. Ein ebenso grosser Anteil kauft nur stationär ein. Der Rest ist hybrid.
Wird der Onlinehandel mit Lebensmitteln in der Schweiz populärer werden? Bernhard Egger vom Handelsverband schätzt, dass die nächste Generation und ihr Zeitbudget darüber entscheiden werden. Klar sei, dass es beides brauche – online und stationär: «Heute sind 18 bis 20 Prozent reine Online-Käuferinnen und -Käufer. Ein ebenso grosser Anteil kauft nur stationär ein. Der Rest ist hybrid.»
Hybrid – das heisst für die Branche: Wer erfolgreich sein will, ist online und offline vertreten. Die Goldgräberstimmung im Onlinehandel mag zwar vorbei sein, doch das neue Angebot ist gekommen, um zu bleiben.