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Sieben Billionen Dollar Rekordhohe Subventionen weltweit für fossile Energien

Die Staaten geben Unmengen Geld aus, um Gas, Benzin und Kohle zu stützen – meist seien es versteckte Subventionen.

Zwar spricht alle Welt vom Ausstieg aus den fossilen Energien – nun zeigt aber ein neuer Bericht, dass die Staaten im letzten Jahr so viel Geld ausgegeben haben wie noch nie, um fossile Energie wie Gas, Benzin und Kohle zu subventionieren.

Es sind laut dem Bericht des Internationalen Währungsfonds IWF sieben Billionen Dollar – oder sieben Prozent der weltweiten Wirtschaftsleistung. China ist dabei die Nummer 1, gefolgt von den USA. Der grösste Teil seien versteckte Subventionen, sagt Nate Vernon, einer der Autoren des Berichts. Heizöl, Erdgas oder Benzin seien in den allermeisten Staaten zu billig, weil ihre Umweltkosten nicht eingepreist würden.

Folgen des russischen Überfalls auf die Ukraine

Weil fossile Energieträger zu wenig stark besteuert würden, trage die Allgemeinheit einen grossen Teil der Kosten für den Klimawandel – oder auch für Todesopfer wegen Luftverschmutzung und Verkehrsunfällen, so Vernon.

Pulau Bukom des Konzerns Shell in Singapur ist eine der grössten Ölraffinerien der Welt. (Aufnahme vom 23.8.2023)
Legende: Der Konzern Shell betreibt auf der Insel Pulau Bukom in Singapur eine der grössten Ölraffinerien der Welt. (Aufnahme vom 23.8.2023) REUTERS/Edgar Su

Doch der starke Anstieg der Subventionen auf ein neues Rekordniveau hänge damit zusammen, dass viele Staaten die Energiepreise künstlich verbilligt hätten, weil nach dem russischen Überfall auf die Ukraine die Weltmarktpreise massiv angestiegen seien.

Die Ölpreise waren so stark gestiegen, dass man sie abfedern musste für die schwächeren Bevölkerungsgruppen und die Industrie.
Autor: Cornelia Meyer Energieexpertin und Unternehmensberaterin

Auch die Energieexpertin und Unternehmensberaterin Cornelia Meyer sieht darin den Hauptgrund für den massiven Anstieg der Subventionen für fossile Energieträger: «Das kommt natürlich daher, dass die Ölpreise so stark gestiegen waren, dass man sie abfedern musste für die schwächeren Bevölkerungsgruppen und die Industrie.»

Klimaziele wurden zweitrangig

Deshalb würden viele Regierungen auch ihre Klimaziele zur Seite schieben: «Wenn sie mit afrikanischen Ländern oder asiatischen Schwellenländern sprechen, die noch Hunderte von Millionen Menschen aus der Armut herausholen müssen, dann sagen die, sie müssten auch sozialpolitisch etwas tun.»

Nate Vernon vom IWF stimmt dem zu, betont aber auch, dass es bessere Mittel als Subventionen für fossile Energieträger gebe. Diese seien nämlich sehr ineffizient – sie kämen nicht in erster Linie den ärmeren Menschen zugute, sondern den Reichen, weil diese am meisten Energie konsumierten.

Internationale Bemühungen zum Abbau von Subventionen

Vernon fände es sinnvoller, ärmere Haushalte gezielt zu unterstützen. So bräuchte es weniger Subventionen – und es bliebe mehr Geld übrig, um den Übergang zu erneuerbaren Energien zu fördern und auch Schulen oder Spitäler zu bauen.

Auf der anderen Seite versteht der IWF-Experte aber auch die Sorge vieler Länder, dass ihre Industrien ohne verbilligte Energie an Wettbewerbsfähigkeit verlieren könnten. Deswegen brauche es eine internationale Kooperation beim Abbau von schädlichen Subventionen. Die G-20 habe sich bereits dafür ausgesprochen – und auch in der Welthandelsorganisation WTO könnte ein Abbau der Subventionen für fossile Energien zum Thema werden.

Echo der Zeit, 27.8.2023, 18:00 Uhr ; 

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