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Siemens und Alstom Industriepolitik Frankreichs und Deutschlands greift zu kurz

Die oberste EU-Wettbewerbshüterin Margrethe Vestager war heute sehr deutlich und hat das Fusions-Projekt «Airbus der Schiene» versenkt. Ihre Begründung: Als Zughersteller seien Siemens und Alstom im weltweiten Markt mit Hochgeschwindigkeitszügen weiterhin an der Spitze.

Die chinesische Konkurrenz in diesem Segment ist im Ausland kaum präsent. Ebenso im zweiten Bereich, der Signal-Technik, die es braucht, um mit diesen Zügen sicher unterwegs zu sein. Ein Zusammenschluss von Siemens und Alstom würde für die Betreiber solcher Züge zu weniger Auswahl und mehr Kosten führen.

Konkurrenz aus China

Wie stark der chinesische Zughersteller CRRC tatsächlich im europäischen Markt mitmischen kann, ist offen. Fakt ist: Mit staatlicher Steuerung ist CRRC in den letzten Jahren zum mit Abstand grössten Zughersteller der Welt herangewachsen. Und erste Züge – wenn auch nicht extrem schnelle – konnten die Chinesen in Europa schon verkaufen. Das erhöht natürlich den Druck auf die europäischen Zughersteller.

Neuausrichtung von Siemens und Alstom

Die Industriepolitik, die die Wirtschaftsminister von Frankreich und Deutschland mit der Förderung dieser Fusion betreiben wollen, greift zu kurz. Für gleich lange Spiesse im weltweiten Wettbewerb dürfte die Welthandelsorganisation (WTO) besser sorgen können.

Siemens und Alstom müssen sich nun neu ausrichten: Sie können im Eisenbahngeschäft eigenständig bleiben oder sich einen kleineren europäischen Partner suchen wie Talgo in Spanien, Skoda in Tschechien oder Pesa in Polen.

Oder sie suchen direkt die Zusammenarbeit in gewissen Bereichen mit dem chinesischen Riesen CRRC. Dadurch könnten sie zwar Kosten sparen. Allerdings würde das Industrie-Arbeitsplätze beim Zugbau in Europa gefährden.

Dario Pelosi

Wirtschaftsredaktor

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Dario Pelosi hat Geografie und Medienwissenschaften studiert. Seit 2003 arbeitet er bei Radio SRF, seit Sommer 2017 als Wirtschaftsredaktor. Seine Spezialgebiete sind Rohstoffhandel, Transport, Werkplatz Schweiz und Energie.

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