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SNB fährt im dritten Quartal Milliardenverlust ein
Aus Tagesschau vom 31.10.2023.
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SNB-Quartalsverlust Die Entzauberung der Magier

Wie hat man sie doch bewundert, die Notenbanken dieser Welt, wenn sie in den grossen Krisen der vergangenen Jahre zur Feuerwehr wurden. In der Finanzkrise etwa, als sie die Märkte mit Liquidität fluteten und die Wirtschaft vor dem Absturz bewahrten. Oder nach Ausbruch von Corona, als die Wirtschaft plötzlich stillstand und die Notenbanken vielerorts beinahe zu Bankomaten der Staaten wurden.

Heute sind die Magier von damals entzaubert, und vielleicht ist das gar nicht so schlecht. Der Chef der schwedischen Zentralbank musste vergangene Woche das schwedische Parlament um eine Kapitalerhöhung bitten. Die rasch und stark gestiegenen Zinsen hatten den Anleihen im Portfolio der Riksbank happige Verluste beschert.

Fluch und Segen des starken Frankens

Derselbe Mechanismus trägt bei der Schweizerischen Nationalbank zum Milliardenverlust im dritten Quartal bei. Die ausländischen Anleihen, welche die SNB in den vergangenen Jahren erworben hat, sind viel weniger wert. Wenn die Zinsen steigen, fallen die Preise von Anleihen.

Dass die (erfolgreiche) Geldpolitik von einst zu Problemen im Hier und Jetzt führt, zeigt sich auch am starken Franken. Er hilft, die Preise der Importe und somit die Inflationsrate tief zu halten. Für exportorientierte Unternehmen ist er allerdings eine Last. Zugleich verlieren die Fremdwährungsanlagen der SNB an Wert, weil der Franken gegenüber den meisten Währungen stärker geworden ist.

Gewinnausschüttungen so gut wie im Eimer

Mittelfristig könnte die SNB gar ihre Glaubwürdigkeit aufs Spiel setzen, sagt der Ökonom Adriel Jost. Die Überlegung dahinter: Die SNB investiert grosse Teile ihrer Devisenanlagen, die sie zur Steuerung des Wechselkurses erworben hat, in Staatsschulden grosser Währungsräume, allen voran in US-Anleihen. Damit wird sie gewissermassen in den US-Schuldenstrudel hineingezogen. Denn die USA betreiben in den Worten Josts eine unverantwortliche Fiskalpolitik: Sie machen Schulden und lassen sich diese von den Zentralbanken finanzieren.

Der Strudel ist Zukunftsmusik, die happigen Verluste auf den Anlagen sind es nicht. Alles spricht dafür, dass Bund und Kantone auch dieses Jahr kein Geld von der SNB erhalten. Deren Gewinn dürfte Ende Jahr zu gering dafür sein. Das gibt jenen Stimmen recht, die den Kantonen schon lange raten, nicht fix mit Gewinnausschüttungen der Notenbank zu rechnen.

Andreas Kohli

Andreas Kohli

Wirtschaftsredaktor

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Andreas Kohli arbeitet seit 2009 für SRF. Davor schrieb er für das St. Galler Tagblatt, die Thurgauer Zeitung, die Wirtschaftszeitung Cash und den Tages-Anzeiger.

SRF 4 News, 31.10.2023, 08:00 Uhr

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