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Sparen mit Ökobilanzen Ökobilanzen sind gute Entscheidungshilfen

Lebenszyklus-Analysen zeigen, wie Material energiearm aufgefrischt werden kann. Diese Art Analyse erlebt einen Boom.

Der erste Eindruck trüge oft, sagt Josef Känzig, Leiter Konsum und Produkte beim Bundesamt für Umwelt (Bafu): «Bei Aludosen würde man vermuten, dass die Umweltbilanz schlechter ist als bei Glasflaschen. Aber die Dosen sind sehr leicht. Wenn sie rezykliert werden, ist die Umweltbilanz besser als bei schweren Glasflaschen.»

In den meisten Fällen sind die Inhalte, die in den Verpackungen gekauft werden, deutlich wichtiger für die Gesamtökobilanz.
Autor: Rolf Frischknecht Inhaber des Beratungsunternehmens Treeze

Aludosen und andere Verpackungen und deren Lebenszyklus-Analysen – man spricht oft auch von Ökobilanzen – erregten viel Aufmerksamkeit, stellt Rolf Frischknecht fest, der Inhaber und Geschäftsführer des Beratungsunternehmens Treeze, das solche Berechnungen macht: «In den meisten Fällen sind die Inhalte, die in den Verpackungen gekauft werden, deutlich wichtiger für die Gesamtökobilanz.»

Ökobilanzen sind aufwändig. Gerechnet wird von der Produktion über die Nutzung bis zur Entsorgung. Unternehmen müssen sich also gut überlegen, für welche Bereiche sie Lebenszyklus-Analysen vornehmen wollen.

SBB macht Materialverbrauchsrechnung

Die SBB hat eine umfassende Materialflussrechnung gemacht. Sie hat alle Materialien zusammengezählt, die sie besitzt, von den Bahnwagen über die Schienen und Brücken bis zu den Bahnhofsgebäuden.

Anschliessend hat das Unternehmen berechnet, dass rund 1.4 Millionen Tonnen Material – Schotter, Beton, Stahl – jedes Jahr ausgewechselt werden müssen, erklärt Fabiano Piccinno, Projektleiter Nachhaltigkeit.

«Am meisten verbraucht wird Schotter. Aber wenn man die Umweltbelastung beizieht, dann sind Beton und Stahl plötzlich relevant, und auch Kupfer. Betrachtet man nur die Anzahl Tonnen, ist Kupfer völlig irrelevant.» So hat die SBB entschieden, eine Lebenszyklus-Analyse zu den Fahrleitungsmasten erstellen zu lassen. Zehntausende stehen entlang der rund 6000 Kilometer Bahngeleise in der Schweiz.

Nach rund 40 Jahren Lebensdauer werden sie normalerweise rezykliert, sprich Stahl und Zink werden geschmolzen und neuen Verwendungen zugeführt. Doch die Berechnungen und Versuche hätten gezeigt, dass es eine ökologischere Lösung gebe, sagt Piccinno: «Rezyklieren braucht viel Energie. Deshalb hat man bei den Masten nur die Zinkbeschichtung entfernt und sie neu beschichtet, ohne die Form zu verändern.»

So habe man die Lebensdauer verdoppelt und weniger Energieaufwand betrieben. Die Umwelt werde damit rund 80 Prozent weniger belastet.

Frage der Transparenz bei Ökobilanzen

In vielen Fällen lohnt sich die Lebenszyklus-Analyse auch finanziell. Nicht immer allerdings seien die Daten so gut und nicht immer sprächen sie eine so klare Sprache wie im Fall der Fahrleitungsmasten der SBB, sagt Experte Frischknecht: «In die Ökobilanzen fliessen auch Werturteile ein.»

Diese seien an persönliche Einschätzungen gebunden. «Das darf so sein. Es muss einfach transparent gemacht werden.» Transparenz ist zentral, damit Aussenstehende nachvollziehen können, wie eine Lebenszyklus-Analyse zustande gekommen ist.

Die Umweltbelastung in der Schweiz ist pro Person trotz leichtem Sinken noch viel höher ist als im weltweiten Durchschnitt.
Autor: Josef Känzig Leiter Konsum und Produkte beim Bafu

Wie gross die Wirkung von Lebenszyklus-Analysen ist, kann Känzig vom Bafu nicht genau sagen: «Dank der Ökobilanz zur Schweiz kann man sagen, dass die Umweltbelastung insgesamt in den letzten Jahren leicht sinkt. Die Umweltbelastung ist aber pro Person trotzdem noch viel höher ist als im weltweiten Durchschnitt.»

Wenn Entscheidungen aufgrund der Ökobilanzen gefällt werden, sehe man, dass sie eine Wirkung hätten. Lebenszyklus-Analysen seien so gefragt derzeit, betont Känzig, dass es schwierig sei, genügend Fachpersonen zu finden, um sie zu berechnen.

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