Die Cloud, die Wolke – seit über 10 Jahren wabert dieser Begriff durch die Technologiewelt. Er beschreibt das Konzept, Anwendungen und Speicherung von Daten via Internet auszulagern. Profis in Rechenzentren kümmern sich dann darum, dass alles gut funktioniert und die Daten sicher sind. Beziehungsweise: Das sollten sie eigentlich. Auch bei Swisscom – wo mehrere hundert Kunden einen Datenverlust zu beklagen haben.
Schales Werbeversprechen
Swisscom preist das entsprechende Angebot für Privatkunden so an: «MyCloud, der Schweizer Onlinespeicher. Speichern Sie Ihre kostbarsten Momente dort, wo sie am sichersten sind: zu Hause. In der Schweiz.»
Heute klingt dieses Werbeversprechen schal. Auch wenn Swisscom sich alle Mühe gibt, den Vorfall verbal herunterzuspielen. Indem die Firma von «einigen Hundert» betroffenen Kunden spricht, die weniger als ein Zwanzigstel ihrer Daten verloren hätten und man versichern könne, Massnahmen getroffen zu haben, damit ein solcher Vorfall in Zukunft nicht mehr vorkomme.
Der Vorfall, er ereignete sich bereits 2018, reiht sich ein in eine Serie von Pannen, mit denen Swisscom in den letzten Monaten zu kämpfen hatte. Der Höhepunkt war ein Datendiebstahl, bei dem 800'000 Kundendaten entwendet wurden. Damals informierte Swisscom – im Gegensatz zur aktuellen Panne – von sich aus die Öffentlichkeit. Aber ebenfalls erst Monate später.
Die genauen Umstände der neusten Panne beschreibt Swisscom nur bruchstückhaft. Es war offenbar ein Programmierfehler, der die versehentliche Löschung der Daten verursachte. Da fragt sich mancher – wurde die Software, bevor sie auf dem «scharfen» System zum Einsatz kam, ungenügend getestet?
Einmal abgesehen davon, dass der neuste Bock bei Swisscom peinlich ist, wirkt auch der Umgang mit dem Vorfall mehr als unbeholfen. Und hat dadurch noch mehr Vertrauen zerstört. Ein Unternehmen, dessen Ruf untrennbar damit verbunden ist, wie sicher und zuverlässig die eigene Infrastruktur funktioniert, muss alles unternehmen, um über solche Pannen schnell und transparent zu informieren. Proaktiv heisst das Zauberwort. Also bevor Journalisten anrufen, weil sie von betroffenen Knden auf eine Panne hingewiesen worden sind.
Was Nutzer solcher Cloud-Angebote aus dem jüngsten Datendebakel bei Swisscom lernen sollten: Es lohnt sich, von wichtigen Informationen mehrere Backups an verschiedenen Orten aufzubewahren. Die kostbarsten Momente nur dort zu speichern, wo sie vermeintlich am sichersten sein sollten, reicht nicht. Denn am sichersten ist nur, dass es keine absolute Sicherheit gibt.