Mit Ladina Heimgartner steht eine Schweizerin an der Spitze des Weltverlegerverbands. Sie wurde Anfang Woche am World News Media Congress in Kopenhagen zur Präsidentin gewählt. Heimgartner steht damit der globalen Branchenorganisation der privaten Medienunternehmen vor. Der Verband vertritt gut 3000 private Medienunternehmen weltweit. Das Amt bringt laut Heimgartner viele Herausforderungen mit sich, die auch mit Vernetzung zu bewältigen sind.
SRF News: Welche Bedeutung hat das Amt für Sie?
Ladina Heimgartner: Dieses Amt ist etwas sehr Spezielles. Das ist einer der wichtigsten Tage in meiner beruflichen Laufbahn. Ich habe mein ganzes berufliches Leben von über 20 Jahren den Medien gewidmet. Dafür, dass Journalistinnen und Journalisten frei recherchieren und berichten können, für Meinungsvielfalt. Und jetzt als Präsidentin einer Organisation, die 3000 Medienfirmen rund um die Welt umfasst, gewählt zu werden, ist eine riesengrosse Ehre und Freude.
Welche Aufgaben und Herausforderungen kommen auf Sie zu?
Zwei Themen beschäftigen uns massiv. Zum einen Geschäftsmodelle, die uns in die Zukunft tragen. Mit den grossen Techkonzernen wie Google oder OpenAI gibt es eine weitere Disruption der Medienwelt. Da unseren Platz zu finden, ist eine Herausforderung. Und zum Zweiten: Medienfreiheit rund um den Globus. Da steht es im Moment nicht so gut.
Wie können wir sicherstellen, dass wir auch als private Medien überlebensfähig bleiben in dieser sich sehr stark verändernden Welt?
Sie sind für zwei Jahre gewählt. Da bleibt wenig Zeit, um etwas Nachhaltiges zu bewirken.
Zwei Jahre ist die ordentliche Amtszeit. Es ist möglich, sich wiederwählen zu lassen. Man hat jeweils zwei Vizepräsidenten oder -präsidentinnen. Und eine Person davon ist bereits designiert, Nachfolger oder Nachfolgerin zu werden.
Von welchen Vorteilen, die Ihr Amt mit sich bringt, können allenfalls Schweizer Medienunternehmen profitieren?
Das Amt öffnet sehr viele Türen. Ich bin seit drei Tagen in Kopenhagen und hatte Austausch mit Kolleginnen und Kollegen aus vielen Ländern wie den USA, Indien oder aus afrikanischen Märkten. Auch Technologiekonzerne sind prominent vertreten. Da kann man gute Kontakte knüpfen, die wahrscheinlich auch der Schweizer Medienbranche zu einem Vorteil verhelfen werden.
Kann man bei diesen Gesprächen nur an der Oberfläche kratzen oder geht es auch in die Tiefe?
Beides. Wenn man sich hinsetzt und Kaffee trinkt, bleibt es wahrscheinlich oberflächlich. Aber meistens setzt man sich mit einem sehr gezielten Ziel oder Thema hin. Und dann taucht man sehr dediziert ein. Oft reicht es, einen ersten Kontakt zu haben, den man im Laufe des Jahres weiter vertieft. Solche Kongresse sind extrem effizient und sehr wertvoll. Denn es sind alle da, sehr offen und bereit für solche Kontaktaufnahmen und Diskussionen.
Wo sehen Sie derzeit die grössten Herausforderungen in der Schweiz?
Wie die meisten Länder leidet auch die Schweiz unter der abnehmenden Medienfreiheit. Die ist in der Schweiz noch intakt. In der Schweiz haben wir aber wie überall das Thema: Wie können wir sicherstellen, dass wir auch als private Medien überlebensfähig bleiben in dieser sich sehr stark verändernden Welt? Wir haben auf der einen Seite die Werbeeinnahmen, die immer mehr zu den grossen Techkonzernen abfliessen. Und auf der anderen Seite die Zahlungsbereitschaft der Menschen. Für eine Zeitung am Kiosk zahlt man noch die paar Franken. Aber im Internet hat man nicht so Lust, für Inhalte zu bezahlen. Und das ist natürlich eine grosse Herausforderung.
Das Gespräch führte Tim Eggimann.