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Staatskonzern breitet sich aus Swisscom erntet Kritik für neue Versicherungsgeschäfte

Kinos, Nachrichten und neu auch Reise- und Haushaltsversicherungen: Die Swisscom baut ihre Tätigkeitsbereiche weiter aus. Die Forderungen nach einer Privatisierung werden lauter.

Die grösste Schweizer Telekomanbieterin Swisscom durchlebt turbulente Zeiten. Der Preiswettbewerb ist hart, die Bedürfnisse der Kundinnen und Kunden verändern sich.

Angebote wie Festnetztelefonie und der Fernsehmarkt verzeichnen eine sinkende Nachfrage. Dies widerspiegelt sich in den jüngsten Geschäftszahlen. Im umkämpften Schweizer Kerngeschäft fiel der Umsatz im ersten Quartal 2024 um 2.5 Prozent.

Suche nach Alternativen

Besonders auffällig sind die neuen Tätigkeiten der Swisscom. Im März hat das Unternehmen die Übernahme von Vodafone Italia und deren Zusammenführung mit der Breitband-Tochter Fastweb bekannt gegeben.

Ebenfalls baut die Telekomanbieterin aktuell ihre Versicherungsangebote aus: so kommen zu den Versicherungen für Geräte und Cybersicherheit nun auch Hausrat-, Privathaftpflicht-, Freizeit- oder Mietkautionsversicherungen dazu. Swisscom vermittelt solche an ihre Kunden. Das gab sie vor einer Woche bekannt.

Auch die Post ist im Versicherungsbusiness aktiv

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Die Schweizerische Post, welche zu 100 Prozent dem Bund gehört, arbeitet mit den Versicherungen Assura und Sympany zusammen. Die beiden Versicherer sind in ausgewählten Filialen der Post präsent und beraten Kundinnen und Kunden. Die Post schliesst laut eigenen Angaben keine Verträge ab, sondern vermittelt lediglich Kunden weiter.

Swisscom-Geschäftsführer Christoph Aeschlimann erläutert die aktuellen Pläne wie folgt: «Wir versuchen, ein Ökosystem für unsere Privatkunden zu bauen. Wir generieren ihnen einen Mehrwert, um möglichst einfach gewisse Dienstleistungen einzukaufen.»

Eine Frage für Bundesbern

Die Kritik an diesem Vorhaben lässt nicht auf sich warten. Mit 51 Prozent ist der Bund Mehrheitseigner der Swisscom. Den Kritikern gefällt diese Beteiligung nicht – sie fordern eine Privatisierung der Swisscom.

leuchtendes Swisscom-Logo
Legende: Bundesnaher Betrieb: Der grösste Anteil an der Swisscom hält der Bund – das wird spätestens seit der Übernahme von Vodafone Italia wieder vermehrt kritisiert. Keystone / ENNIO LEANZA

Die GLP-Nationalräte Barbara Schaffner und Jürg Grossen haben im März eine entsprechende Motion und einen Vorstoss eingereicht. Eine Staatsbeteiligung sei nicht mehr zeitgemäss.

Zu den Plänen, das Versicherungsgeschäft auszubauen, äussert sich Barbara Schaffner kritisch. «Wenn wir einen Markt haben, der funktioniert, braucht es keine Intervention vom Staat.»

Diskussion um Swisscom-Privatisierung

Für Mitte-Nationalrat Philipp Kutter ist klar: «Die Swisscom befeuert mit Aktivitäten ausserhalb ihres Kerngeschäfts die Diskussion um eine Privatisierung. Das Engagement in Italien mit Vodafone und in anderen Branchen wie Versicherungen sind nicht unbedingt Sache des Bundes.» Ein Fokus auf die Hauptkompetenzen fordert auch SVP-Nationalrätin Nina Fehr Düsel.

Die Investition ins Kerngeschäft hat laut Swisscom-CEO Christoph Aeschlimann weiterhin Priorität. «Wir investieren viel Geld in den Ausbau von Mobilfunk und Festnetz und in neue Angebote. Aber es ist ein Fakt, dass trotz all dieser Investitionen die Umsätze zurückgehen.» Das Ziel der aktuellen Strategie sei, dass die Swisscom auch weiterhin ins Kerngeschäft investieren könne, so Aeschlimann.

Die Swisscom beschäftigt auch den Bundesrat. Morgen finden die sogenannten Von-Wattenwyl-Gespräche zwischen den Bundesratsparteien und dem Bundesrat statt. Hauptthema ist die Eignerstrategie für die Swisscom.

10vor10, 02.05.2024, 21:50 Uhr;kesm

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