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Städte der Zukunft Schweiz verpasst Smart-City-Anschluss

  • Die Bevölkerung auf der Welt wächst rasant. Um in Zukunft all diesen Menschen ein Dach über dem Kopf und Nahrung zu geben, müssen Ressourcen effizienter eingesetzt werden.
  • Erreicht werden soll das mit so genannten Smart Cities – Städte, die dank modernster digitaler Technologie weniger Energie oder Wasser verbrauchen und für mehr Menschen eine hohe Lebensqualität bieten können.
  • Während in Asien die Städte immer digitaler werden, tut sich die Schweiz eher schwer mit dem digitalen Wandel.

Asiatische Städte wie Singapur setzen auf den digitalen Wandel. Ganze Wohnquartiere werden per Computer gesteuert und überwacht, künstliche Intelligenz lenkt den Verkehrsfluss, die Stadtverwaltung ist digital.

Asiaten hätten einen anderen Umgang mit digitalen Daten als wir in Europa, erklärt Remo Burkhardt. Er hat mehrere Jahre in Asien gelebt und in Singapur eine Zweigstelle der ETH aufgebaut: «Meine Erfahrung ist, dass die verschiedenen Kulturen in Asien spielerisch umgehen mit Digitalisierung. Diese ist als Hilfsmittel für den Bau von Smart Cities wichtig» .

Menschen stehen um ein modernes Air Taxi.
Legende: Modernes Transportmittel in Singapur: Das Air Taxi von Velocopter stösst bei Planern der Stadt auf grosses Interesse. Keystone

Der Staat investiere in Singapur auch viel Geld in die Forschung, erklärt Burkhardt weiter: «Hier sind die zehn Top-Universitäten aus der ganzen Welt versammelt. Zusammen wird an den Städten der Zukunft geforscht.»

In Asien kann der Staat Neuerungen oft direkt verordnen. Unsere demokratischen Prozesse seien da klar aufwändiger – und langsamer, sagt Burkhardt.

Es braucht mutige Entscheide

Viele Schweizer Städte haben sich zwar in den letzten Jahren eine digitale Strategie verpasst. Doch: Strategien ohne konkrete Pläne für deren Umsetzung brächten wenig, bemängelt Enrico Baumann. Der Chef von Elektron ist ein Vorreiter der Schweizer Smart-City-Bewegung.

Der Druck für Veränderungen sei hier noch zu gering – und das sei heikel: «Wir sehen immer das schöne Ranking – vier Städte in den Top 15 der lebenswertesten Orte der Welt – und denken, ist ja alles super. Aber das reicht halt nicht. Unsere kommenden Generationen brauchen jetzt mutige Entscheidungen, damit die Lebensqualität auch für diese Generationen noch top ist.»

Anstatt wegen Bedenken rund um den Datenschutz gegen den digitalen Wandel anzukämpfen, sollte die Schweiz vielmehr ihren Status als sicherer Hafen für Daten weltweit vermarkten.

Ein Beispiel aus Deutschland

Digital schon einen Schritt weiter ist die süddeutsche Stadt Ludwigsburg. Künstliche Intelligenz soll da zum Beispiel Verkehrsampeln oder den Energieverbrauch effizienter steuern.

Intelligente Städte könne man aber nicht am Reissbrett entwickeln, sagt Oberbürgermeister Werner Spec: «Man muss einfach einsteigen und während der Umsetzung Erfahrungen sammeln. Man fährt auch mal in eine Sackgasse, muss zurück und den nächsten richtigen Weg letztendlich finden.»

Städte der Zukunft nicht den Konzernen überlassen

Dafür allerdings brauche es das Vertrauen der Bevölkerung, dass ihre Privatsphäre trotz Big Data im Alltag nicht verletzt wird, betont Spec: «Der digitale Wandel hat Risiken, die wir beherrschen müssen. Aber Städte haben die Chance, entscheidende Beiträge dafür zu leisten, dass die Digitalisierung am meisten den Menschen nützt und nicht ausschliesslich unter kommerziellen Gesichtspunkten kommt.»

Will heissen: die Gemeinwesen sollten die Städte der Zukunft aktiv und gemeinsam mit Unternehmen entwickeln – und diese Aufgabe nicht einfach grossen internationalen IT-Konzernen überlassen.

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