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Steigende Preise Zwei Franken für einen Liter Benzin: die Gründe

An den Tankstellen wird der höhere Ölpreis spürbar. Autofahrerinnen und Autofahrer könnte das mittelfristig zum Umdenken bewegen.

Die Zahl 2 erblicken Autofahrerinnen und Autofahrer in der Schweiz an Tankstellen nicht gern. Inzwischen ist die Grenze wieder erreicht. Benzin kostet laut TCS bis zu 2.05 Franken pro Liter. Diesel liegt bei 2.09 Franken. Die regionalen Unterschiede sind allerdings teilweise deutlich.

LKW-Fahrer Caner Mindik hat gerade für 270 Franken Diesel vollgetankt. «Der Preis sollte schon etwas runtergehen», findet er. Auch Rosa-Maria Russo tankt bei Shell in Hunzenschwil. Sie sagt: «Ich bin auf das Auto angewiesen zum Arbeiten. Ob es teuer ist oder nicht: Ich muss tanken.»

Schwarzes Gold immer teurer

An den Schweizer Zapfsäulen ist zu spüren, was sich auf den Ölmärkten zuträgt. In diesem Jahr war das schwarze Gold noch nie so teuer wie in diesen Tagen. Rohöl der Sorte Brent erreichte 95.15 US-Dollar pro Barrel. Seit Anfang Juli haben die Preise um rund 35 Prozent zugelegt.

«Einerseits sehen wir eine grosse Unsicherheit bedingt durch den Ukraine-Krieg und durch die Spannungen zwischen USA und China», sagt Ramon Werner, Geschäftsführer des Schweizer Öl-Händlers Oel-Pool. «Auf der anderen Seite sehen wir auch eine sehr hohe Nachfrage. Die Wirtschaft ist nach wie vor am Wachsen, braucht Öl, und das treibt den Preis nach oben.»

Zudem: Russland und Saudi-Arabien fördern bewusst weniger Öl. Anfang des Monats hatten sie die Ölförder-Kürzungen bis Ende 2023 verlängert.

Bewusste Reduzierung der Fördermenge

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Die Organisation erdölexportierender Länder OPEC und ihr angeschlossene Staaten wollen 2024 rund 40 Millionen Barrel (je 159 Liter) am Tag fördern. Das bedeutet nach Berechnungen der russischen Agentur Tass eine Kürzung der gesamten Opec+-Fördermenge um 1.39 Millionen Barrel pro Tag.

Diese Entscheidung traf die Allianz OPEC+ aus 23 Staaten am 4. Juni 2023 in Wien. Im Vorfeld war der Ölpreis stark gesunken und hatte sich gleichzeitig über Monate volatil gezeigt.

Oel-Pool betreibt mehr als 340 «Ruedi-Rüssel»-Tankstellen. Ramon Werner sagt, er selbst profitiere nicht von höheren Preisen: «Wir würden Benzin lieber für 1.40 verkaufen. Wir haben Nachfragen von den Medien, vom Preisüberwacher. All das ergibt eine hohe Unzufriedenheit.»

Kurzfristig lasse sich nichts ändern, und der hohe Benzinpreis halte die Menschen auch nicht vom Autofahren ab. «Aber mittelfristig, spätestens wenn Sie ein neues Auto kaufen, überlegen Sie sich das. Dann kaufen Sie entweder eines mit einem geringeren Verbrauch, oder Sie wechseln auf Alternativen.»

Der griechische Unternehmer George Oratis hat eine andere Perspektive auf die Benzinpreise. Er tankt ebenfalls in der Schweiz und sagt: «Es kostet genauso viel wie in Griechenland. Das ist nicht besonders teuer, wenn man bedenkt, dass unser Lohnniveau dort nur halb so hoch ist.»

Tagesschau, 19.9.23, 19.30 Uhr

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