Fernsehen ist längst nicht mehr an Kabelanschluss oder Satellit gebunden. Immer mehr Menschen greifen auf Internetdienste zurück, die Live-TV und zeitversetztes Fernsehen ermöglichen.
Einer der Pioniere in diesem Bereich ist das Schweizer Unternehmen Zattoo. Bekannt wurde die Plattform als Alternative zum klassischen TV, auf der man Fernsehsendungen live oder auf Abruf sehen kann.
Geschäftskunden werden wichtiger
Seit einigen Jahren setzt Zattoo aber verstärkt auch auf Kooperationen mit Geschäftskunden. Dabei liefert das Unternehmen die technische Infrastruktur, auf der Partner eigene Streamingangebote betreiben können. Ein Beispiel dafür ist Galaxus TV, das diese Woche gestartet ist.
Solche Partnerschaften machen mittlerweile rund ein Drittel des Umsatzes von Zattoo aus – Tendenz steigend. «Es ist ein sehr relevanter Bereich für uns und der Geschäftsbereich, von dem wir glauben, dass er in den nächsten Jahren noch stark wachsen wird», sagt Zattoo-Chef Roger Elsener im Interview mit SRF.
Doch auch das Endkundengeschäft bleibt zentral. Laut der aktuellen Digimonitor-Studie nutzen über eine Million Schweizerinnen und Schweizer zumindest gelegentlich Zattoo – ein Zuwachs von 25 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Zeitfresser Social Media
Die Konkurrenz hat sich in den vergangenen Jahren verändert. Es sind nicht mehr allein Netflix, Disney+ oder Amazon Prime, mit denen sich Zattoo messen muss. Viel entscheidender ist der Kampf um die begrenzte Bildschirmzeit der Nutzer.
Plattformen wie Tiktok oder Youtube beanspruchen mit Kurzvideos einen wachsenden Anteil am täglichen Medienkonsum, sagt Roger Elsener: «Im Kampf um das Zeitbudget des Publikums solche Plattformen eine grosse Rolle.»
Elsener denkt deshalb laut darüber nach, wie sich solche Inhalte auch in das eigene Angebot integrieren lassen – zunächst wohl über mobile Apps, langfristig möglicherweise auch auf dem Fernseher im Wohnzimmer.
Auf die Fragmentierung folgt die Konsolidierung
Diese Strategie ist exemplarisch für eine grössere Entwicklung in der Streaming-Branche. Nach einer Phase der starken Fragmentierung mit immer neuen Diensten beginnt nun eine Bewegung in Richtung Bündelung. Nicht zuletzt, weil für viele Nutzer die Vielzahl an Abonnements zu unübersichtlich und teuer ist.
Aggregatoren, die Inhalte verschiedener Anbieter zusammenführen, werden deshalb an Bedeutung gewinnen. Darüber denkt man auch bei Zattoo nach: «Wir möchten möglichst viele verschiedene Plattformen bei uns zusammenführen», sagt CEO Roger Elsener.
Damit zeichnet sich eine paradoxe Entwicklung ab: Ausgerechnet das Streaming, das einst das lineare Fernsehen verdrängen sollte, übernimmt zunehmend dessen Logik. Ein Abo, viele Kanäle, einfache Bedienung – nur eben digital und zeitlich flexibler.