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Streik bei der Lufthansa Piloten beenden Arbeitskampf – 800 Flüge gestrichen

  • Bei der Lufthansa ist um Mitternacht der Pilotenstreik planmässig zu Ende gegangen.
  • Die Gewerkschaft Vereinigung Cockpit hatte den Arbeitskampf von vornherein auf 24 Stunden begrenzt.
  • Die Piloten und Pilotinnen hatten am Freitag nach Mitternacht ihr Arbeit niedergelegt.
  • Lufthansa musste deshalb am Freitag mehr als 800 Flüge streichen.
  • Vom Streik betroffen waren rund 130'000 Passagiere.

Unter den LH-Flugnummern wurden am Freitag nur Flüge der nicht bestreikten Lufthansa Cityline sowie aus dem Ausland gestartete Langstreckenflüge nach Deutschland durchgeführt. In den Terminals am Drehkreuz Frankfurt am Main war es vergleichsweise ruhig, wie die Flughafen-Betreiberin Fraport berichtete. Die meisten Passagiere hatten die Flugabsagen rechtzeitig mitbekommen.

Antrag auf Unterlassung des Streiks gescheitert

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Lufthansa ist vor dem Arbeitsgericht München mit einem Antrag auf einstweilige Unterlassung des Pilotenstreiks gescheitert. Die Fluggesellschaft hatte laut Gericht am Freitag argumentiert, dass die Forderung nach höheren Tarifgehältern mittels eines automatischen Inflationsausgleichs ein rechtswidriges Streikziel sei.

Diesem Argument folgte das Gericht nicht, die Durchführung des Streiks wurde nicht untersagt. Trotzdem betonte das Gericht, dass die Forderung der Vereinigung Cockpit (VC) nicht unbedenklich sei. «Jedoch hätte die Deutsche Lufthansa AG ihre rechtlichen Bedenken während der bisherigen Verhandlungen äussern müssen, damit über diesen Punkt Gespräche hätten geführt werden können.» Die Entscheidung ist noch nicht rechtskräftig, eine Berufung vor dem Landesarbeitsgericht München ist möglich.

An den Service-Schaltern der Lufthansa bildeten sich dennoch lange Schlangen mit Langstrecken-Passagieren, die auf einen Weitertransport hofften. Ihnen stehen bei Ausfällen oder schwerwiegenden Verspätungen Erstattungen und möglicherweise auch Ausgleichszahlungen zu.

Die globalen Auswirkungen des Streiks zeigten sich auch in Indien, wo hunderte Studierende vergeblich auf ihren Abflug mit Lufthansa zu ihren Studienorten in Kanada oder den USA warteten. Es kam auch zu Protesten der Angehörigen an den Flughäfen. Man versuche, die Passagiere auf Verbindungen anderer Gesellschaften umzubuchen, teilte Lufthansa dazu mit.

Lufthansa will ihren Flugplan am Samstag möglichst vollständig wieder aufnehmen. Die ersten Abflüge ab Frankfurt und München sind für den frühen Morgen geplant. Nach der Absage von praktisch sämtlichen Flügen sollte ein Neustart am Samstag mit einem «normalen» und stabilen Flugplan erreicht werden. Trotzdem könne es noch zu Verspätungen kommen, teilt die Lufthansa mit. Flugausfälle werde es voraussichtlich nicht geben.

Streik nach gescheiterten Tarifverhandlungen

Die Gewerkschaft Vereinigung Cockpit hatte die Verhandlungen über höhere Gehälter diese Woche für gescheitert erklärt und die mehr als 5000 Cockpit-Beschäftigten zum Streik aufgerufen.

Es ist nicht der erste Streik, der die Lufthansa trifft: Vor einigen Wochen sorgte ein eintägiger Ausstand des Lufthansa-Bodenpersonals für mehr als 900 Flugausfälle. Danach gelang in kurzer Zeit eine Einigung mit der Gewerkschaft Verdi. Im Tarifstreit mit den Piloten liegen die Sozialpartner der Vereinigung Cockpit (VC) zufolge noch weit auseinander. Die VC pocht auf Reallohnsicherung in Zeiten hoher Inflation und Verbesserungen in der Tarifstruktur für Berufseinsteiger.

Rückwirkend auf den 1. Juli sollen die Vergütungen um 5.5 Prozent steigen. Ab 2023 wollen sie einen automatischen Inflationsausgleich, der rückwirkend auf Basis der Jahresinflation mit einem Aufschlag ausgezahlt würde.

Swiss vom Streik nicht betroffen

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Bestreikt wurden laut der Gewerkschaft Vereinigung Cockpit ausschliesslich die Abflüge der Lufthansa-Kerngesellschaft sowie von Lufthansa Cargo ab deutschen Flughäfen. Die Tochtergesellschaften Eurowings, Lufthansa Cityline und Eurowings Discover waren von dem Aufruf nicht betroffen. Gleiches galt für die ausländischen Lufthansa-Töchter Swiss, Austrian oder Brussels Airlines.

Auch Lufthansa-Flüge von nicht-deutschen Startpunkten wurden durchgeführt, sofern Flugzeuge und Crews bereits im Ausland sind.

Die Lufthansa bezifferte ihr Angebot bei 18 Monaten Laufzeit auf 900 Euro mehr Grundvergütung pro Monat. Die Einstiegsgehälter stiegen dabei um mehr als 18 Prozent, die oberste Gehaltsgruppe bekäme fünf Prozent mehr.

SRF 4 News, 02.09.2022, 07:00 Uhr ; 

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