Wenn die Gebäudefassade saniert werden muss oder der Strom ausfällt, hilft auch künstliche Intelligenz nicht weiter. Dann braucht es Fachkräfte – Maler, Bodenleger, Elektrikerinnen.
An den Schweizer Berufsmeisterschaften Swiss Skills in Bern stellten letzte Woche über 150 Berufe ihr Handwerk vor. Dabei wurde deutlich: Digitalisierung und künstliche Intelligenz sind längst im Handwerk angekommen – doch gute handwerkliche Arbeit bleibt auch im digitalen Zeitalter unverzichtbar.
Digitale Tools als Unterstützung
Dem Metallbau geht laut Peter Meier, Präsident des Dachverbands für Metall- und Agrotechnik, auch in Zeiten von KI und Automatisierung nicht so schnell die Arbeit aus. «Im Endeffekt wird es diese Handwerksberufe immer geben», so Meier. Die Arbeit würde zwar zunehmend durch KI-Tools unterstützt, die praktische Ausführung in der Werkstatt oder auf Montage würden jedoch auch in der Zukunft Handwerkerinnen und Handwerker übernehmen.
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Bild 1 von 2. Im Metallbau spielt die Automatisierung und Digitalisierung zunehmend eine Rolle. Zum Beispiel in der Planung von Bauprojekten oder der Bedienung von Maschinen. Die Umsetzung bleibt aber in den Händen von Handwerkerinnen und Handwerkern. Bildquelle: Swiss Skills / Stefan Wermuth.
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Bild 2 von 2. An den Berufsmeisterschaften im Metallbau müssen die Teilnehmenden ihr Können unter Beweis stellen. Bildquelle: Swiss Skills / Stefan Wermuth.
Manche handwerkliche Berufe verändern sich kaum. So etwa der Klavierbau, wo traditionelle Werkzeuge und Materialien den Arbeitsalltag dominieren.
Einige Neuerungen gebe es aber trotzdem, so Klavierbauerin Lucia Defilla. Zum Beispiel das Einbauen von Silent Systemen, die das Spielen mit Kopfhörern ermöglichen, ohne dass man beim Musizieren die Nachbarn stört.
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Bild 1 von 2. Materialien und Werkzeug sind im Klavierbau die letzten hundert Jahre grösstenteils gleich geblieben. Bildquelle: SwissSkills / Stefan Wermuth.
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Bild 2 von 2. In der Schweiz kümmern sich Klavierbauer in erster Linie um die Reparatur und nicht – wie es der Name vermuten lässt – um den Bau von Klavieren. Denn in der Schweiz gibt es keine Unternehmen mehr, die Klaviere herstellen. Bildquelle: Swiss Skills / Stefan Wermuth.
Ansonsten bleibe der Beruf Handarbeit. Obwohl der Name anderes vermuten lässt: Die meisten Klavierbauer und Klavierbauerinnen in der Schweiz bauen keine Klaviere. Die grossen Klavierhersteller haben in der Schweiz ihre Produktion längst eingestellt. In ihrer Arbeit fokussieren sie sich deshalb auf die Reparatur oder das Stimmen der Instrumente. «Und – zumindest bis jetzt – gibt es keinen Klavierstimmer, der diese Aufgabe maschinell übernehmen könnte», so Lucia Defilla.
Digitalisierung ist längst im Maschinenbau angekommen
Der Beruf des Konstrukteurs hat sich in den letzten Jahrzehnten stark gewandelt. Früher als «Maschinenzeichner» bekannt, arbeitet ein Konstrukteur heute hauptsächlich am Computer und entwirft mithilfe digitaler Tools komplexe Bauteile und Maschinenkomponenten.
Trotzdem bleibe die Praxis zentral, sagt Enrico Müller, der seit 55 Jahren als Konstrukteur tätig ist. «Obwohl heute vieles digital programmiert wird – man muss verstehen, was in der Realität funktioniert und was nicht ». Deshalb finde bis heute ein Teil der Ausbildung in der Werkstatt statt.
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Bild 1 von 2. Während der Ausbildung verbringen Konstrukteurinnen und Konstrukteure rund sechs Monate in der Werkstatt – der überwiegende Teil der Ausbildung findet jedoch am Computer statt. Bildquelle: SwissSkills / Ruben Sprich.
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Bild 2 von 2. Vor 25 Jahren wurde die ehemalige Berufsbezeichnung «Maschinenzeichner/-in» zu «Konstrukteur/-in» geändert. Bildquelle: Swiss Skills / Ruben Sprich.
Die Anforderungen an Lernende haben sich trotz des digitalen Wandels nicht grundlegend verändert. Das technische Vorstellungsvermögen bleibe genauso wichtig wie früher - und selbst das Skizzieren von Hand mit Bleistift und Papier habe weiterhin seinen Platz im Berufsalltag.