Zum Inhalt springen

Tabak aus der Schweiz Lohnt es sich noch, Tabak anzupflanzen?

Tabakproduzent um Tabakproduzent stellt seinen Betrieb ein oder schwenkt auf andere Pflanzen um.

Wie Glühbirnen an Lichterketten hängen die Tabakblätter von Patrick Maendly an langen Schnüren. Tabakblatt neben Tabakblatt. Der Landwirt aus Frasses (FR) geht zwischen den Reihen hin und her – bleibt immer wieder stehen und nimmt einzelne der grossen, gelben Blätter in die Hand und reibt sie zwischen Daumen und Zeigefinger.

Landwirt kontrolliert trocknende Tabakblätter
Legende: Bereits in dritter Generation: Patrick Maendly produziert jedes Jahr bis zu 7.5 Tonnen Tabak. Sein Tabak wächst im Broyetal, wie der Grossteil des Schweizer Tabaks. SRF/Oliver Kempa

«Es ist ein gutes Tabakjahr», so Maendly. «Es war heiss, aber auch feucht. Das mag diese tropische Pflanze.» Der Freiburger ist einer von 121 Tabakproduzenten, die es in der Schweiz noch gibt. Denn es werden immer weniger: Fast zwei Drittel der Betriebe haben in den vergangenen 20 Jahren aufgehört.

«Es ist ein Knochenjob»

Eine Entwicklung, die Fabrice Bersier mit Sorge beobachtet. Er ist Präsident von Swiss Tabac, dem Verband der Tabakproduzenten: «Tabak ist aufwendig.» Bersier weiss, wovon er spricht, auf seinen Feldern wachsen auch Tabakpflanzen. «Von der Ernte bis zur Auslieferung ist fast alles Handarbeit.» Viele Betriebe würden deshalb auf andere, pflegeleichtere Pflanzen wechseln.

«Es ist ein Knochenjob», sagt auch Patrick Maendly. Jedes Blatt wird von Hand abgelesen, geerntet, zum Trocknen aufgehängt, sortiert und in Bündel zu 30 Kilo verpackt. Maschinen kommen kaum zum Einsatz. «Wir würden gerne einzelne Arbeitsschritte mechanisieren. Aber die Schweizer Abnehmer lassen dies nicht zu, da der Tabak beschädigt werden könnte.»

Der in der Schweiz produzierte Tabak deckt nur einen kleinen Teil des hiesigen Konsums ab: knapp vier Prozent. Weil er geschmacklich nicht mit dem Tabak aus tropischen Ländern mithalten kann, wird er vor allem als Füllmaterial genutzt.

Dazu kommt: Der Tabakkonsum in der Schweiz ist rückläufig, die Kritik am Rauchen immer lauter. Die klassischen Glimmstängel verschwinden zusehends aus dem öffentlichen Raum. Wieso soll also in der Schweiz überhaupt noch Tabak produziert werden? «Die Tabakproduktion bringt mehr Diversität auf Felder und sorgt für gute Fruchtfolgen», so Branchenvertreter Fabrice Bersier.

So wird die Schweizer Tabakproduktion finanziert

Box aufklappen Box zuklappen

Der Schweizer Tabak wird nicht frei gehandelt: Eine Einkaufsgenossenschaft kauft den Landwirten die Ernte zu einem festgelegten Preis ab. Je nach Qualität kostet das Kilo bis zu 17 Franken.

Die Genossenschaft verkauft den Tabak für einen Bruchteil des Einkaufspreises an die Schweizer Tabakproduktehersteller weiter. Diese sind per Gesetz dazu verpflichtet, die gesamte Schweizer Tabakernte zu übernehmen.

Die Preisdifferenz zahlen die Raucherinnen und Raucher beim Kauf der Zigaretten über die Tabaksteuer. Aus diesem Topf wird der Genossenschaft die Differenz erstattet.

Ausserdem gehöre die Tabakproduktion zur Schweiz dazu. «Seit gut 300 Jahren wird hier Tabak angepflanzt. Es wäre schade, wenn diese Tradition verschwinden würde.» Auch Landwirt Patrick Maedy hält – trotz Kritik – an der Tabakproduktion fest. «Mein Herz hängt daran.» Ausserdem sei die Tabakproduktion finanziell interessant. «Wenn es nicht rentieren würde, würde ich mir die Arbeit nicht antun.» Anders als für viele andere Tabakproduzenten ist aufgeben für ihn keine Option.

Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 10.08.2023, 17:30 Uhr ; 

Meistgelesene Artikel