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Tag der Arbeit Gewerkschaften zwischen Digitalisierung und Konkurrenzdruck

  • Die Zahl der Mitglieder in Schweizer Arbeitnehmerorganisatonen sank von 1990 bis 2015 um etwa 140'000.
  • Andere Organisationen wie etwa der Lehrerverband behandeln mittlerweile auch Arbeitnehmerfragen und graben den Gewerkschaften auf diese Weise das Wasser ab.
  • Im Internethandel, der hauptsächlich von Arbeitskräften im Ausland gestaltet wird, entwickeln sich Risiken etwa für Schweizer Löhne.

Viele Jobs, die einfache Tätigkeiten beinhalten, sind in den letzten Jahren verschwunden. Diese Entwicklung spürten auch die traditionellen Gewerkschaften, sagt der Historiker Bernard Degen von der Universität Basel: «Jede Strukturänderung kann die Gewerkschaften schwächen.»

Sie seien in den bestehenden Strukturen stark – was aber auch bedeute, dass mit dem Strukurwandel immer mehr Bereiche abbrechen würden. «Das kann für viele Organisationen zu einem Problem werden.»

Mitgliederzahl stark rückläufig

Tatsächlich sind die Mitgliederzahlen bei den Gewerkschaften auf lange Sicht rückläufig. Waren im Jahr 1990 rund 880'000 Personen Mitglied einer Arbeitnehmerorganisation, waren es im Jahr 2015 noch 740'000.

Das heisse aber nicht, dass die Anliegen der Arbeitnehmer heute weniger Gewicht hätten, sagt Degen: Früher hätten viele Organisationen eher Standespolitik betrieben, etwa der Lehrerverband oder zahlreiche Verbände im Gesundheitswesen. «Doch plötzlich begannen sie auch Arbeitnehmerfragen zu behandeln - Lohn, Arbeitszeit und so weiter», so Degen. Diese Themen würden eigentlich unter die Definition einer Gewerkschaft falle, doch die Mitglieder dieser Verbände tauchten nicht in der Mitgliederstatistik der Gewerkschaften auf.

Problem für Schutz der Schweizer Löhne

Einen direkten Zusammenhang zwischen der Digitalisierung und dem gewerkschaftlichen Gedankengut sieht auch Daniel Lampart nicht, Chefökonom beim Schweizerischen Gewerkschaftsbund.

Inhaltlich habe sich die Arbeit der Gewerkschaften aber sehr wohl verändert - das zeige etwa der Internethandel: «Nehmen wir Beispiele wie Zalando und Amazon. Die haben ausser dem Vertrieb in der Schweiz keine Arbeitsplätze. Die ganze Logistik, auch die ganze Internetapplikation wird im Ausland entwickelt. Und das zu deutlich tieferen Löhnen als in der Schweiz.» Und das sei ein Problem - gerade was den Schutz der Schweizer Löhne anbelangt.

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