Zum Inhalt springen

Teurer Traum vom Eigenheim «Der Wunsch nach dem Backstein ist nicht weg»

Eigenheime in der Schweiz sind 2022 noch teurer geworden. Professor Donato Scognamiglio erwartet aber ein Ende des Preiswachstums.

In der Schweiz ein Haus oder eine Wohnung zu kaufen ist noch teurer geworden. Wie die neusten Zahlen des Bundesamts für Statistik (BFS) zeigen, sind die Preise für Eigenheime 2022 um 6.5 Prozent gestiegen. Der Professor für Immobilienwirtschaft der Universität Bern, Donato Scognamiglio, erklärt die Situation.

Donato Sconamiglio

Immobilienexperte

Personen-Box aufklappen Personen-Box zuklappen

Donato Scognamiglio ist Professor for Real Estate am Institut für Finanzmanagement der Uni Bern. Er führt als CEO das IAZI, eine Bewertungsfirma für Immobilien.

SRF News: Warum besteht der Preisboom bei Immobilien immer noch?

Donato Scognamiglio: Eigenheime bleiben begehrt. Die Zinsen sind zwar etwas angestiegen, aber der Wunsch nach dem Backstein, der ist nicht weg. Wir haben eine starke Nachfrage, wir haben wenig Angebot und zudem sind wir in einer Zeit, in der Unsicherheit herrscht. Wir haben Angst vor Inflation, Angst vor allem, was sich ändern kann. Dann stürzen wir uns in Sicherheit, sprich in den Backstein.

Welchen Einfluss hatte die Coronapandemie?

Die Nachfrage wurde dadurch massiv befeuert. Denn während Covid haben manche Leute festgestellt, dass das Büro zu eng ist. Man wollte mehr Raum, mehr Fläche. Man ist aufs Land gezogen und konnte sich dort mehr Raum leisten. Viele haben vom Eigenheim im Grünen geträumt.

Die Nachfrage wurde durch Corona massiv befeuert.

Das Angebot ist knapp, aber die Nachfrage ist mit Covid stark angestiegen, auch in den Tourismusregionen. Es war eine typische Krise, in der man mehr Sicherheit und Inflationsschutz sucht. Vor allem wollten viele mehr Raum. Den gibt es aber nicht in Zürich Downtown.

Eine Einfamilienhaussiedlung im Wallis
Legende: Corona hat den Wunsch «nach dem Backstein» – gemeint ist der Wunsch nach einem Eigenheim – verstärkt. Keystone/Laurent Gillieron

In den letzten drei Jahren stiegen die Preise für Eigenheime um circa 16 Prozent. Was sagt das über den Immobilienmarkt in der Schweiz aus?

Es zeigt, dass es eine massive Nachfrage gibt, die viel stärker ist als das Angebot. Doch es wird die Zeit kommen, in der diese Wachstumsraten der Vergangenheit angehören. Sie sind ungesund. Denn es führt auch dazu, dass sich viele, vor allem Jüngere, ein Haus nie leisten können. Das frustriert junge Familie. Tolle Wachstumsraten sind schön für die, die bereits Häuser besitzen, sind aber ein Frust für die, welche gerne ein Haus hätten.

Nun hat man aber festgestellt, dass – obwohl die Zinsen steigen – die Preise noch keinen Dämpfer erlitten haben.

In der Schweiz sind die Zinsen wieder gestiegen, und auch die wirtschaftliche Lage ist unsicher. Wie wirkt sich das auf die Preise der Eigenheime aus?

Steigende Zinsen sind ein Dämpfer. Wenn die Zinsen steigen, dann wird es teurer, ein Haus zu besitzen. Nun hat man aber festgestellt, dass – obwohl die Zinsen steigen – die Preise keinen Dämpfer erlitten haben. Die Nachfrage ist noch nicht abgedämpft.

Ist trotzdem ein Ende bei den steigenden Preisen erwartbar?

Ja, das ist für mich fast gegeben. Die bekannten Indizes, die wir haben, haben eine Verzögerung von etwa drei Monaten, bis die Daten dort drin sind. Wenn wir die neusten Zahlen bei uns auswerten, dann gehen wir davon aus, dass in einem Quartal Eigentumswohnungen etwas günstiger werden. Das werden dann aber keine Schnäppchen sein. Wer darauf hofft, eine günstige Wohnung in Basel-Stadt zu finden, wird weiter hoffen müssen.

Anstelle von 50 Parteien, die ein Haus kaufen wollen, sind es vielleicht noch 30. Allerdings reicht eine Partei schon.

Wenn Sie heute eine Hypothek finanzieren, dann zahlen Sie für 1 Million nicht mehr 1 Prozent, 10.000 Franken, sondern 30.000 Franken. Eigentumswohnungen sind etwas unter Druck. Bei den Einfamilienhäusern hingegen ist die Nachfrage immer noch sehr gross. Anstelle von 50 Parteien, die das Haus kaufen wollen, sind es vielleicht noch 30, die es sich leisten können. Aber eine Partei, die das Haus kauft, reicht schon. Dort kann ich nicht mit guten Nachrichten für junge Familien auf aufwarten.

Das Gespräch führte Zoé Geissler.

SRF 4 News, 15.02.2023, 07:04 Uhr ; 

Meistgelesene Artikel