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Tiktok-Shop Homeshopping für die Generation Z

In Asien verkauft Tiktok bereits Waren im Wert von Hunderten von Milliarden US-Dollar, vor allem an junge Leute. Kann die Social-Media-App das auch bei uns schaffen?

In China kennt man Li Jiaqi auch als den «Lippenstift König». Der 31-jährige Influencer ist auf Social-Media-Apps wie Tiktok aktiv und auf chinesischen Online-Shopping-Plattformen wie Taobao. Auf all diesen Kanälen folgen ihm Hunderte Millionen von Menschen.

Seinen Spitznamen bekam Li Jiaqi am 11. November 2021 (dem chinesischen «Singles Day»), als er während eines Livestreams rund 15'000 Lippenstifte verkaufte – innerhalb von fünf Minuten.

Das Beispiel von Li Jiagi mag ein Rekord sein, doch Livestream-Shopping ist aus dem chinesischen E-Commerce nicht mehr wegzudenken. Und die Umsätze sind gewaltig: Auf Tiktok, das in China Douyin heisst, wurden 2022 Waren im Wert von 208 Milliarden US-Dollar verkauft.

Der sogenannte «Social Commerce» gilt vielen als Zukunft des Online-Shoppings – als eine Art Teleshopping für die jungen Generationen, denen Influencerinnen und Influencern in Social-Media-Apps Produkte schmackhaft machen, die sie innert Sekunden nach Hause bestellen können.

Ein automatischer Shopping-Link für jedes Produkt

Tiktok hat dazu eine eigene Shopping-Funktion, die in der App allerdings erst in China, Indonesien, Malaysia, Vietnam, Singapur, Thailand, auf den Philippinen, im Vereinigten Königreich und den USA verfügbar ist.

Dort kann die Suche nach einem Begriff oder Produkt von den Suchresultaten direkt in den Tiktok-Shop führen. Praktisch für die Generation Z, der die App heute auch als Suchmaschine dient.

Tiktok subventioniert seine Händlerinnen und Händler

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Der Erfolg von Tiktok-Shopping in China und Südostasien hat auch damit zu tun, dass Tiktok seine Händlerinnen und Händler dort lange Zeit «subventioniert» hat – zum Beispiel, indem das Unternehmen die Differenz übernahm, wenn Produkte zum Discount-Preis angeboten wurden.

Lange Zeit verlangte Tiktok bei jedem Verkauf auch nur eine Gebühr von 2 Prozent des Verkaufspreises. Das ist weit weniger als bei anderen Online-Shopping-Plattformen. Auch wenn diese Gebühr, wie angekündigt, im Juli auf 8 Prozent steigen soll, wird der Tiktok-Shop für viele Verkäuferinnen und Verkäufer immer noch attraktiver als die Konkurrenz bleiben.

Damit nicht genug: Stellt ein Influencer oder eine Influencerin in einem Livestream oder Video ein Produkt vor, kann das Gezeigte mit einem Link zum Shop ergänzt werden, gekennzeichnet durch einen kleinen orangen Warenkorb. Und aktuell testet die Tiktok eine neue Funktion: Sie soll automatisch erkennen, was in einem Video zu sehen ist und dann einen Link setzen, der zum entsprechenden Produkt im Shop führt oder dort eine Alternative vorschlägt.

Facebook und Co. ohne Shopping-Erfolg

Seit einiger Zeit wird vermutet, Tiktok wolle die virtuellen Türen seines Shops bald auch in Europa öffnen und es mit dem grossen Konkurrenten Amazon aufnehmen. Dazu plane das Unternehmen Warenhäuser und Logistikketten, um seine europäischen Kundinnen und Kunden schneller beliefern zu können und Rückgaben möglich zu machen.

Wie stehen die Chancen, dass Tiktok – hinter dem das chinesische Unternehmen Bytedance steht – auch bei uns zum Online-Shopping-Riesen wird? Andere Social-Media-Plattformen wie Facebook, Instagram oder Pinterest haben das bereits versucht, jeweils mit mässigem Erfolg.

Der Algorithmus weiss, was einem gefällt

Allerdings hat Tiktok grosses Potenzial: Vor allem junge Menschen verbringen viel Zeit mit der App und sind empfänglich für die Art, wie Influencerinnen dort Waren anpreisen. Und der Tiktok-Algorithmus erkennt schnell, was einem gefällt und zeigt in der Folge immer neue Videos mit Produkten, die zu Spontankäufen verleiten – zum Beispiel, wenn ein Influencer eine Gesichtscreme testet, die sich per Shopping-Link augenblicklich kaufen lässt.

Dass sich unter den im Tiktok-Shop angebotenen Waren viel Ramsch befindet, scheint Kundinnen und Kunden in Europa nicht zu stören. Schliesslich findet sich ein ähnliches Angebot auch auf chinesischen Online-Shopping-Portalen wie Shein oder Temu, die seit einiger Zeit auch hierzulande rege genutzt werden.

SRF 3, 9.4.2024, 16:15 Uhr

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