Genesen in der heilen und heilenden Bündner Bergwelt: Schriftsteller Thomas Mann hat dieses Bild mit seinem «Zauberberg» vor 100 Jahren literarisch verewigt. Kranke und Kränkliche, die zur Kur in die Bündner Sanatorien ziehen.
Was den einstigen Gesundheitstouristen lieb und teuer war, soll auch heute wieder Geld in den Kanton Graubünden bringen. Zusammen mit Expertinnen und Experten in der Tourismus- und Gesundheitsbranche hat Philipp Gunzinger als Leiter einer Steuerungsgruppe das neue Leitbild für den Gesundheitstourismus der Zukunft entwickelt.
«Beste Voraussetzungen»
«Wir haben beste Voraussetzungen», sagt Gunzinger und verweist auf die dezentrale Versorgung, die hohe Kompetenz der Leistungserbringer in Gesundheitswesen und Tourismus, aber auch auf die Entwicklung der Nachfrage.
Und genau dort, wo sich die Interessen von Gesundheit und Tourismus überschneiden, sollen neue Angebote entstehen. Zum Beispiel Dialyse-Ferien in den Bergen, bei denen Patientinnen und Patienten ihr Blut direkt am Ferienort reinigen lassen können.
Oder Ferien für Pflegebedürftige, wo die Spitex zum Hotel dazugehört. Dazu Angebote für Burnout-Betroffene oder die klassische Schönheitschirurgie im Ferienambiente.
Interessante «Nische»
Für Gesundheitsdirektor Peter Peyer sind das alles gute Ideen, welche nun mit den potenziellen Anbietern in Gesundheit oder Tourismus geprüft werden: «Es ist aber eine Nische, die wir hier besetzen möchten. Um ein Stück vom weltweiten Kuchen für uns abzuschneiden und unsere Infrastrukturen besser auszulasten.»
Wir möchten hier eine Nische besetzen – um ein Stück vom weltweiten Kuchen für uns abzuschneiden.
Der Kanton selbst werde allerdings nur als Vermittler fungieren, erklärt Wirtschaftsdirektor Marcus Caduff: «Wir wollen Trends und Potenziale und die Wünsche des Marktes aufzeigen – denn dafür fehlen den Betrieben oft Zeit und Ressourcen.»
Finanzielle Hilfe des Kantons möglich
Zugleich könne der Kanton bei konkreten Projekten auch finanzielle Unterstützung bieten – im Rahmen der neuen Regionalpolitik, sagt Caduff. Dafür müssten sich die Anbieter in den beiden Branchen nun aber eigenständig bewegen. Das Interesse sei da.
Noch nicht vollständig geklärt ist, nach wie viel Investitionen der angestrebte Gesundheitstourismus verlangt, wenn zum Beispiel Diätköche oder Spezialbetten nötig werden.
Bessere Auslastung aller Player
Gemäss Regierungsrat Caduff sind die dezentralen Gesundheitseinrichtungen im Kanton für eine allenfalls notwendige Spezialisierung ein Vorteil. Die bestehenden Gesundheitsinfrastrukturen seien im ganzen Kanton weitläufig verteilt, auch in Talschaften mit weniger Bevölkerung.
«Diese Infrastrukturen auszulasten, ist die Herausforderung, und hier kann der Gesundheitstourismus natürlich einen Beitrag leisten, um die Kosten pro Einheit zu senken», sagt Caduff. So könnte etwa eine Klinik, welche in der winterlichen Hochsaison Knochenbrüche behandelt, in der ruhigen Nebensaison zum Refugium für Menschen mit einem Burnout werden.
Diese Infrastrukturen auszulasten, ist die Herausforderung, und hier kann der Gesundheitstourismus einen Beitrag leisten.
Angebote bündeln
Fachleute aus den Branchen Gesundheit und Tourismus beraten nun im Auftrag des Kantons Interessierte und evaluieren selbständig mögliche gesundheitstouristische Angebote. Es gilt vor allem, das Know-how und die bestehenden Angebote in den Bereichen Gesundheit und Tourismus auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen. Mit dem Ziel, jedes Jahr ein gesundes Wachstum im Bündner Gesundheitstourismus zu erreichen.