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Trotz Liebe zu Münz und Noten Das grosse Geschäft ohne Bargeld

Bezahlen mit Karte oder Smartphone ist in der Schweiz beliebt. Einige Unternehmen verdienen daran kräftig mit.

Schweizer lieben zwar ihr Bargeld, doch sie bezahlen auch fleissig bargeldlos: 30 Prozent aller Zahlungen werden laut einer neuen Studie der Nationalbank ohne Noten und Münzen beglichen. Betrachtet man die Höhe der ausgegebenen Summe, beträgt der Anteil, der bargeldlos bezahlt wird, laut der SNB-Studie sogar 55 Prozent.

Doch wer verdient heute eigentlich mit, wenn ein Kunde zum Bezahlen seine Karte oder sein Smartphone an der Kasse zückt? Beim Bezahlen ohne Bargeld fliesst nicht der ganze Betrag an den Händler. Der Zahlungsdienstleister (Acquirer genannt) hält einen Teil des Preises als Gebühr zurück. Davon übermittelt er einen Teil an den Kartenherausgeber (Issuer genannt), etwa eine Bank. Bei Kreditkarten und vielen Debitkarten fliesst ausserdem ein Teil der zurückgehaltenen Gebühr an Kreditkartenfirmen wie MasterCard oder Visa.

Über diese Gebühren hinaus zahlt der Händler für das elektronische Bezahl-Gerät eine Fixsumme oder eine Miete an einen Zahlungsdienstleister. Die Karte wiederum bezahlt der Kunde durch Gebühren an den Herausgeber oder eine Bank.

Je mehr bargeldlos bezahlt wird, desto mehr Geld verdienen die Firmen in diesem System. Aber der Wettbewerb im Zahlungsmarkt ist in den letzten Jahren härter und das Geldverdienen mit bargeldlosem Bezahlen schwieriger geworden. Der Grund: Immer mehr Unternehmen wollen etwas vom profitablen Geschäft abhaben.

Eine europäische Regelung führt seit Anfang dieses Jahr dazu, dass neue Anbieter wie Fintechs auf wichtige Schnittstellen im Zahlungsmarkt zugreifen dürfen. «Entsprechend wird die Gebührenstruktur stark unter Druck kommen. Die Finanzintermediäre werden wahrscheinlich einen gewissen Umsatzdruck spüren», ist Tobias Trütsch überzeugt. Er forscht an der Universität St. Gallen zum Zahlungsmarkt.

Wachsender Markt

Besonders im Markt für Zahlungsdienstleister im Kartengeschäft wachsen Unternehmen durch Zusammenschlüsse. Zuletzt schluckte der französische Riese Worldline das Kartengeschäft der Schweizerischen Six. Worldline steigt damit zur europäischen Nummer eins im Kartengeschäft auf. Von der Kooperation verspricht man sich bei beiden Unternehmen vor allem, Skaleneffekte ausnutzen zu können, wie Marc Schluep von der Bezahlsparte der Six-Gruppe erklärt.

Für Konsumenten und Händler dürfte sich die Bewegung im Markt laut Tobias Trütsch positiv auszahlen: Der Konsument bekäme mehr Auswahl, mit welchem Zahlungsmittel er bezahlen kann und für Händler könnten die Gebühren weiter sinken. «In Zukunft wird sich das auch verstärken, denn der Druck auf die Gebühren wird zunehmen und auch die Auswahlmöglichkeiten werden steigen», so Tobias Trütsch.

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