Zum Inhalt springen

Umfrage zum Fachkräftemangel Angestellte müssen für fehlende Arbeitskräfte einspringen

Eine Studie der UBS zeigt, dass der Fachkräftemangel in der Schweiz auf Kosten der Arbeitnehmenden geht.

Drei von vier Schweizer Unternehmen finden nicht mehr die Arbeitskräfte, die sie sich wünschen. Das ist das Ergebnis einer Umfrage, die die Grossbank UBS unter rund 2500 Unternehmen durchgeführt hat.

Zwar kommt knapp ein Viertel der Unternehmen zu neuem Personal, wenn sie Abstriche beim Anforderungsprofil machen. 40 Prozent aber bekunden generell Mühe, offene Stellen zu besetzen. 13 Prozent sagen gar, dass es ihnen nicht gelingt.

Laut Alessandro Bee, Mitautor der Studie, handelt es sich hier um ein Gesamtbild. Er sagt: «Wir haben das aus allen Branchen gehört und auch von unterschiedlich grossen Unternehmen.»

Zur Studie

Box aufklappen Box zuklappen

In Zusammenarbeit mit dem Marktforschungsinstitut Intervista hat die Grossbank UBS 2500 Firmen im März 2023 befragt. Die Umfrage ist repräsentativ.

61 Prozent der befragten Firmen waren Mikrounternehmen mit bis zu 10 Mitarbeitenden. Der Rest bestand zu 25 Prozent aus kleinen (bis 50 Mitarbeitende), zu 10 Prozent aus mittleren (bis 250 Mitarbeitende) und zu 4 Prozent aus grossen Unternehmen (mehr als 250 Mitarbeitende).

12 Prozent der Firmen waren in der Industrie angesiedelt, 9 Prozent im Bereich Bau und Versorgung; die verbleibenden 79 Prozent erbrachten Dienstleistungen.

Hinter der Studie steht UBS-Chefökonom Daniel Kalt. Studienautoren sind Alessandro Bee und Florian Germanier.

Um sich selbst zu helfen, setzen die Unternehmen vor allem auf drei Massnahmen:

  • Sie versuchen, ihre Teilzeit-Angestellten zum Aufstocken zu bewegen.
  • Sie wollen ältere Arbeitnehmende länger im Arbeitsprozess halten.
  • Sie versuchen, ihre Attraktivität zu steigern.

Dennoch sagen mehr als 80 Prozent der Grossunternehmen und knapp 70 Prozent der KMUs: Die Leidtragenden sind in erster Linie ihre Angestellten. Der Arbeitskräftemangel führe zur Überlastung der bestehenden Belegschaft.

In den Augen von Alessandro Bee ist das ein nachhaltiges Problem: «Wir befürchten vor allem zwei Konsequenzen: Kurzfristig könnte die Motivation nachlassen und damit auch die Innovationskraft dieser Mitarbeiter. Langfristig könnten die Mitarbeiter sich dann vom Arbeitsmarkt zurückziehen und für die Firmen das Arbeitskräfteproblem verschärft.»

Pessimistisch für die Zukunft

Der Mangel an Arbeitskräften hat weitere Konsequenzen: Unternehmen können geplante Projekte nicht realisieren, sie müssen mehr Geld für die Rekrutierung aufwenden, und sie müssen Wartezeiten verlängern oder Öffnungszeiten einschränken. All dies hält sie davon ab, ihren Fokus auf ihre Weiterentwicklung zu legen.

Optimismus ist in der Schweizer Wirtschaft derzeit nicht verbreitet. Nur ein kleiner Teil der Unternehmen glaubt, dass der Mangel an Arbeitskräften in den nächsten fünf oder zehn Jahren zurückgehen wird. Knapp 40 Prozent der KMU und mehr als 50 Prozent der Grossunternehmen glauben hingegen: Er wird sich akzentuieren.

Tagesschau, 16.05.2023, 12:45 Uhr

Meistgelesene Artikel