Geschäftsberichte werden längst nicht nur von Finanzanalystinnen und Investoren gelesen, sondern auch von Mitarbeitenden, Studierenden oder Stellensuchenden. Das zeigt eine Mikrostudie der Wirtschaftsuniversität Wien in Zusammenarbeit mit der Agentur Nexxar. Ausgewertet wurden die Daten von knapp 24'000 Leserinnen und Lesern und von zehn Onlineberichten grosser internationaler Konzerne.
Dabei stellte sich heraus, dass 25 Prozent der Leserschaft Mitarbeitende sind, 14.5 Prozent Bewerber und Studierende, 17 Prozent Analystinnen und 12.1 Prozent Privataktionäre. Der Rest entfällt auf Politiker, Verbandsmitglieder, Journalistinnen, Nachhaltigkeitsexperten und Kunden.
Publikum diverser als angenommen
Die Auswertung zeige, dass sich das Publikum aus der breiten Leserschaft für die gleichen Themen interessiere wie die Investoren, so die Studie. Das betreffe mitunter die Strategie des Unternehmens, seine wirtschaftliche Entwicklung und entsprechende Kennzahlen.
«Ich denke, dass man das nicht unterschätzen darf. Mitarbeitende interessieren sich dafür, was das Unternehmen verdient und was sie selbst verdienen», sagt Stéphanie Mittelbach-Hörmanseder von der Universität Wien. Oftmals sind Löhne und Boni vom Jahresgewinn abhängig.
Vor allem im Web mehr Potenzial
Die Expertin rät den Unternehmen darum, das breite Lesepublikum bei der Aufbereitung der Geschäftsberichte im Auge zu haben. So wäre es denkbar, dass Leserinnen und Leser massgeschneiderte Auszüge des Geschäftsberichts zugespielt bekämen, schlägt Mittelbach-Hörmanseder vor.
Mitarbeitende interessieren sich dafür, was das Unternehmen verdient und was sie selbst verdienen.
Für sie wäre also denkbar, dass die Leserschaft angibt, für welche Themen sie sich interessiert. So könnten sie dann zu entsprechenden Informationen geführt werden, so Mittelbach-Hörmanseder. Die wenigsten Interessierten hätten nämlich Zeit, die Geschäftsberichte in ihrer ganzen Fülle an Informationen zu lesen.