- Die Aktien stiegen an der New York Stock Exchange um bis zu 28 Prozent auf 169 Dollar.
- Der Referenzkurs hatte bei 132 Dollar gelegen.
- Damit war das Unternehmen mit einem Schlag fast 30 Milliarden Dollar wert.
Der grösste Musik-Streamingdienst Spotify hat bei seinem Börsendebüt für Spannung gesorgt. Erst mehr als drei Stunden nach dem Handelsauftakt der New York Stock Exchange (NYSE) wurde am Dienstag ein offizieller Einstandskurs von 165,90 US-Dollar für die Aktien des schwedischen Unternehmens ermittelt.
Dass sich der Handelsstart der Anteilsscheine so lange hinzog, liegt auch an dem ungewöhnlichen Verfahren der Direktplatzierung, das Spotify gewählt hatte. Die Schweden verzichteten weitgehend auf die – für eine Firma ihrer Grössenordnung eigentlich übliche – Betreuung durch Investmentbanken.
Spotify liess sich zwar von Goldman Sachs und Morgan Stanley beraten. Doch statt die Wall-Street-Häuser mit der Aktienausgabe und der kursstabilisierenden Platzierung bei Grossinvestoren und dem dazugehörigen Preisbildungsprozess zu betrauen, wurde einfach ein Teil der bestehenden Anteilscheine direkt an der Börse gelistet. Dadurch spart die Firma Kosten, sammelt aber auch kein frisches Aktienkapital ein und nimmt Ungewissheit zum Handelsauftakt in Kauf.
Das Unternehmen ist mit zuletzt 71 Millionen zahlenden Abo-Kunden und 159 Millionen Nutzern insgesamt zwar die klare Nummer eins im Musik-Streaming, schreibt allerdings seit seiner Gründung 2006 rote Zahlen. Trotz starken Wachstums – der Umsatz kletterte 2017 um fast 39 Prozent – nahm der operative Verlust von 349 Millionen auf 378 Millionen Dollar zu. 2018 will Spotify die 200-Millionen-Nutzer-Marke knacken, rechnet aber mit einem Minus von 230 bis 330 Millionen Dollar.
Streamingdienste kurbeln Umsätze weiter an
Das seit zehn Jahren am Markt agierende Unternehmen aus Stockholm hält grosse Tech-Konzerne wie Apple, Google und Amazon mit ihren Konkurrenzangeboten in Schach. Zudem ist es Spotify gelungen, den Wandel in der Musikbranche trotz zeitweise harter Gegenwehr durch Plattenfirmen und Künstler mitzugestalten.
Lange litt die Industrie darunter, dass immer weniger Menschen CDs kauften. Inzwischen kommen Marktschätzungen zufolge 60 Prozent aller Musikumsätze von Streamingdiensten, bei denen Nutzer Abonnements
abschliessen oder Werbung in Kauf nehmen, um Zugriff auf riesige
Musikbibliotheken zu haben.