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Untersuchung bei Raiffeisen «Keine Indizien für Fehler»

Die Raiffeisenbank versucht nach der Affäre um Pierin Vincenz, das Vertrauen ihrer Kunden wiederherzustellen. Pascal Gantenbein, der vor gut einem Monat interimistisch den Posten des Verwaltungsratspräsidenten übernommen hat, erklärte in der «NZZ am Sonntag», dass Millionen von E-Mails untersucht werden sollten – auch jene der Geschäftsleitung und des Verwaltungsrats.

Pascal Gantenbein

Verwaltungsratspräsident

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Pascal Gantenbein ist seit März 2018 Interimspräsident des Verwaltungsrates der Raiffeisengruppe. Er übernahm den Posten von Johannes Rüegg-Stürm, der im Zuge der Affäre um den ehemaligen CEO Pierin Vincenz zurücktrat.

SRF News: Sie haben angekündigt, dass die Untersuchung der E-Mails personelle Konsequenzen haben könnte. Wackelt nun Patrik Gisels Stuhl?

Pascal Gantenbein: Sein Stuhl wackelt überhaupt nicht. Er sitzt nach wie vor fest im Sattel. Ein Chefwechsel steht zurzeit definitiv nicht zur Debatte. Es gibt zum jetzigen Zeitpunkt auch keine Indizien, dass Patrik Gisel und die Geschäftsleitung bei Transaktionen in der Vergangenheit Fehler gemacht hätten. Deshalb geniesst Gisel die volle Unterstützung des Verwaltungsrats.

Wie sind die möglichen personellen Konsequenzen denn zu interpretieren?

Wenn sich in der Folge der ganzen Aufarbeitung etwas zeigt, dann müssen wir natürlich die Konsequenzen ziehen, das ist richtig. Aber wir müssen auch festhalten, dass diese Indizien zum jetzigen Zeitpunkt nicht da sind.

Es gibt zum jetzigen Zeitpunkt keine Indizien, dass Patrik Gisel und die Geschäftsleitung bei Transaktionen in der Vergangenheit Fehler gemacht hätten.

Wir haben bereits zahlreiche Untersuchungen im Zusammenhang mit Investnet gemacht, diesem Beteiligungsvehikel, das Teil des Enforcementverfahrens (Kontrolle der Bilanz, Anm. d. Red.) ist. Dabei haben sich keine Indizien erhärtet, dass irgendwelche Fehler begangen worden wären. Das ist auch der Grund, weshalb wir hinter der Geschäftsleitung stehen.

Ihr Vorgänger Johannes Rüegg-Stürm ist seit einem Monat weg. Ist er zurückgetreten, weil er wusste, dass auch seine E-Mails überprüft werden?

Nein, das hat damit überhaupt nichts zu tun. Johannes Rüegg-Stürm ist aus freien Stücken vom Verwaltungsratspräsidium zurückgetreten, weil sich gezeigt hat, dass eine neue Kraft her muss, die nicht aus der Ära Vincenz verbraucht ist. Das war der Hauptgrund für seinen Rücktritt.

Mails und Dokumente werden nun von einem Team von Rechtsanwälten untersucht. Anwälte sind teuer. Was kostet diese Untersuchung?

Wir wissen, dass die Kanzlei Homburg und auch die ganze Untersuchung nicht gratis sind. Aber das lohnt sich für uns auch. Denn das oberste Ziel ist jetzt wirklich, Transparenz über die inhaltliche Dimension schaffen zu können. Das ist das, was wir unseren Kunden, Mitarbeitern und Genossenschaftern schulden – auch um eine Basis zu legen, damit die Zukunft unverbraucht angegangen werden kann. Was das Ganze kostet, können und wollen wir nicht sagen. Ziel ist aber, die Untersuchung bis Ende Jahr abzuschliessen.

Letztlich ist es so – das muss man fairerweise auch sagen – dass wir diese Untersuchung durchführen müssen.

Dies, weil es für uns wichtig ist, innert einer vernünftigen Frist Ergebnisse zu erhalten, aber auch um sicherzustellen, dass die Kosten nicht ausufern. Letztlich ist es so – das muss man fairerweise auch sagen – dass wir diese Untersuchung durchführen müssen, wir uns aber auch längerfristig der Zukunft unseres Geschäftes und nicht der Vergangenheit widmen müssen.

Was hat man mit Chefermittler Bruno Gehrig abgemacht? Er soll ja eng mit der Kanzlei Homburg zusammenarbeiten. Erhält er eine Pauschale?

Das ist nicht öffentlich. Es hängt davon ab, wie lange die Untersuchung geht. Natürlich haben wir ein Agreement. Aber wir müssen auch damit rechnen, dass im Verlauf der Zeit doch noch etwas herauskommt, was eine weitere Runde nach sich ziehen könnte. Wir hoffen es nicht, es gibt derzeit auch keine solchen Indizien, aber zumindest müssen wir diese Möglichkeit einkalkulieren.

Das Gespräch führte Charlotte Jacquemart.

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