Das Wichtigste in Kürze
- Die EU ist von den US-Zöllen auf Aluminium und Stahl ausgenommen worden – noch bevor diese in Kraft getreten sind.
- Bern hat in Washington dasselbe Gesuch gestellt, es blieb allerdings bis heute unbeantwortet. Für die Schweiz gelten die Importzölle also.
- Warum die USA nicht reagieren, sagt das Staatssekretariat für Wirtschaft nicht.
- Die Schweizer Aluminium-Branche spürt derweil den Wettbewerbsnachteil gegenüber ihren europäischen Konkurrenten. Einzelne Kunden seien bereits abgesprungen.
Seit dem 23. März müssen Aluminium- und Stahlproduzenten Zölle zahlen, wenn sie ihre Produkte in die USA verschiffen. Die Trump-Regierung hat dies angeordnet, um die einheimische Branche zu schützen. Die Europäische Union wurde sofort in Washington vorstellig – und erreichte eine Befreiung von diesen Importzöllen, noch bevor sie in Kraft traten.
Nicht so die Schweiz: Sie hat zwar in Washington ebenso schnell reagiert und dasselbe Gesuch eingereicht. Eine Antwort aber hat Bern bis heute nicht erhalten. Schon über einen Monat dauert die Warterei.
Das Staatssekretariat für Wirtschaft Seco hält sich über die Gründe bedeckt, wieso das Gesuch Berns in Washington nicht behandelt wird. In einer E-Mail macht das Seco aber klar, dass man mehrmals interveniert habe – via Botschaft in den USA und beim US-Botschafter in Bern.
Schweizer Produzenten betroffen
Alu Menziken ist einer der bedeutendsten Aluminium-Hersteller der Schweiz und von den Zöllen betroffen. Darüber, warum die Schweiz in Washington ohne Gehör bleibt, kann Geschäftsleiter Ingolf Planer nur spekulieren: «Wenn ich mir als Unternehmer eines vorstellen könnte, ist das, dass wir nicht auf Augenhöhe verhandeln können.» Die EU hingegen habe wesentlich mehr Druckpotential. «Wir sind nicht gross und mächtig genug.»
Die Aluminium-Branche spüre die zehn Prozent Zoll, so Planer. Die Alu Menziken habe das schon einzelne Aufträge gekostet, «weil wir für Automobil-Teile im internationalen Wettbewerb stehen und keiner von unseren amerikanischen Kunden einen Mehrpreis von zehn Prozent akzeptiert.»
Wir sind nicht gross und mächtig genug.
Oft verlieren die Schweizer Alu-Produzenten Kunden an europäische Konkurrenten, weil diese eben von den neuen Zöllen ausgenommen sind
Weitere Schwierigkeiten für Schweizer Alu-Produzenten?
Doch damit nicht genug: Heute Freitag finden im Seco Gespräche mit Branchenvertretern statt. Dabei geht es um noch mehr: Die EU plant Massnahmen gegen zu viel Importe von chinesischem Aluminium – was auch die Schweizer Alu-Hersteller treffen würden. Und zwar empfindlicher als die US-Strafzölle.