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Wechsel an der CS-Spitze Wie steht es um die Credit Suisse?

Die Credit Suisse wankt. Auch die heute präsentierten Halbjahreszahlen zeigen keine Stabilisierung. Im Gegenteil. Es resultierte ein weiterer Milliardenverlust. Seit Jahren scheint es für die Bank nur eine Richtung zu geben: bergab. Und trotzdem gibt es noch Luft nach unten.

Der Aktienkurs der CS kennt nur eine Richtung

Ein Bild, auf das die Investoren der Credit Suisse nur ungern schauen: der Aktienkurs der Grossbank. Sinnbildlich steht er für die Talfahrt der CS. Mittlerweile liegt er noch knapp über 5 Franken. Für einen «Foifliber» kann man also ein Wertpapier der zweitgrössten Bank in der Schweiz erwerben. Fast 92 Prozent weniger als auf dem Höchststand 2007.

Aktienkurs, der von über 70 Franken auf rund 5 Franken fällt.
Legende: Der Absturz der CS-Aktie. SIX

Auch unter der Führung des heute zurückgetretenen Konzernchefs Thomas Gottstein hat sich der Aktienkurs nicht erholt. Bei Gottsteins Amtsantritt lag dieser noch bei über 13 Franken.

Niemand kann glücklich sein, wo wir mit dem Aktienkurs stehen.
Autor: Axel P. Lehmann Verwaltungsratspräsident Credit Suisse

Damit könne niemand glücklich sein, so das Urteil des Verwaltungsratspräsidenten Axel Lehmann. Und nun präsentierte die Bank erneut ein schlechtes Quartalsergebnis. Nichtsdestotrotz legte die Aktie im Vergleich zum Vortag zwischenzeitlich über zwei Prozent zu. Das Plus könnte auf die geplante Kostensenkung und die angekündigten Ergebnisse der Strategieüberprüfung zurückzuführen sein. Auch aufgrund dieser positiven Kursreaktion zeigt sich der Präsident verhalten optimistisch, was den weiteren Kursverlauf anbelangt: «Das gibt mir Zuversicht und Hoffnung.»

Sollte der Aktienkurs noch weiter einbrechen, laufe die CS Gefahr, aus dem Swiss Market (SMI) Index rauszufallen, sagt der Wirtschaftsprofessor Heinz Zimmermann. Mit unangenehmen Konsequenzen für die Grossbank: «Weil dann weniger Analysten die CS verfolgen. Dann würde die Kursentwicklung noch mehr darunter leiden.»

Welche Unternehmen im SMI sind, hängt von verschiedenen Kriterien ab. Unter anderem vom Handelsvolumen und der Börsenkapitalisierung. Letztere liegt bei der CS aktuell bei rund 14 Milliarden Franken. Damit belegt sie den 19. Rang der SMI-Unternehmen. Hinter der CS ist lediglich noch der Computerzubehör-Hersteller Logitech zu finden. Das Risiko, dass die Bank tatsächlich aus dem SMI fällt, schätzt der Experte aber als relativ gering ein.

Vieles, aber nicht alles ist schlecht bei der CS

Bei der CS läuft es schon länger nicht mehr rund. In der jüngeren Vergangenheit wurde die Bank immer wieder von Pleiten und Skandalen durchgeschüttelt. Neben einem Reputationsverlust waren meist Aufwendungen in Milliardenhöhe für Rechtsstreitigkeiten die Folge. Gemäss der NZZ musste die Credit Suisse allein seit 2014 mehr als 6 Milliarden Dollar an Bussen zahlen.

Eine Wende konnte bisher niemand herbeiführen, trotz etlicher Wechsel an der Spitze. Trotzdem gibt es auch Positives. Beispielsweise liegt die Kernkapitalquote der Bank mit 13.5 Prozent noch deutlich über den 10 Prozent, die in der Schweiz von systemrelevanten Banken gefordert werden. Damit liege sie zwar etwas unter der UBS. «Aber in einem nicht alarmierenden Bereich», so Zimmermann. Diese Quote konnte die Bank halten, da sie im letzten Jahr substanziell Risiken eingegrenzt habe.

Damit es mit der Bank wieder aufwärts geht, rät der Wirtschaftsprofessor der Bank, auf das Schweizer Geschäft zu fokussieren. «Und es allenfalls mit dem internationalen Wealth-Management ergänzen. Das sind die wirklich profitablen Bereiche der Bank.»

Tagesschau, 27.07.2022, 19:30 Uhr

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