Führende Finanz- und Wirtschaftsexperten haben zum Abschluss des WEF dazu aufgerufen, im Kampf gegen die Schuldenkrise nicht nachzulassen. Es gebe viele Signale der Hoffnung. Jedoch sei die Erholung der letzten Monate insgesamt noch zu zart und fragil, erklärte die Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF), Christine Lagarde. Deshalb dürfe keine Regierung – von den USA über Europa bis nach Japan – bei den Bemühungen um Haushaltskonsolidierung Verschnaufpausen einlegen, sagte sie bei einer Podiumsdiskussion über die globalen wirtschaftlichen Aussichten für 2013.
2012 geschaffene Instrumente wie der Europäische Stabilitätsmechanismus (ESM) müssten voll funktionsfähig gemacht und entschlossen eingesetzt werden, mahnte Lagarde. Sie schliesse sich der in Davos erhobenen Forderung der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel an, die Wettbewerbsfähigkeit Europas zu stärken.
Warnungen der OECD
Der Generalsekretär der Organisation für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit (OECD), Ángel Gurría, warnte, es stünden mittlerweile keine zusätzlichen Instrumente zur Krisenbewältigung mehr zur Verfügung. Strukturelle Reformen müssten konsequent weitergeführt werden, wenn ein Rückfall in die Krise verhindert werden solle.
Europäische Politiker hatten zuvor harte Sparprogramme verteidigt. Dies, obwohl in einigen Ländern weite Teile der Bevölkerung und insbesondere junge Menschen darunter leiden. Der Teufelskreis der Verschuldung könne nur durch ausgeglichene Budgets durchbrochen werden, sagte Italiens Finanzminister Vittorio Grilli. Spaniens Wirtschaftsministers Luís De Guindos erklärte, der politische Wille für den Erhalt der Gemeinschaftswährung sei weiterhin sehr gross.
Deutschlands Aussenminister Guido Westerwelle rief dazu auf, in den Bemühungen um die Beendigung der Schuldenkrise nicht nachzulassen. «Wir können diese Krise nur lösen, wenn wir auf dem Pfad der nachhaltigen Reformen bleiben», sagte er. Zugleich zollte er Euro-Krisenländern wie Griechenland, Spanien, Portugal und Irland für deren Reformen Respekt.
Fortschritte bei Reformen
Der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi , würdigte die Fortschritte bei der Haushaltskonsolidierung und strukturellen Reformen, die erste Früchte tragen würden. Fortschritte in der Eurozone seien jedoch längst nicht robust genug, um die Krisenpolitik der Regierungen und der Notenbank beenden zu können.
Zum 43. Weltwirtschaftsforum waren mehr als 2500 führende Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur nach Davos gereist. Fast 50 Staats- und Regierungschefs beteiligten sich an Podiumsdiskussionen.