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WEF 2014 Iranisch-israelische Aussprache in Davos bleibt Wunschdenken

Sie sind gemeinsam in Davos – werden sie die Gelegenheit für ein Gespräch nutzen? Die Aufmerksamkeit lag heute auf den Regierungschefs Irans und Israels. Am WEF liessen die Aussagen beider Seiten indes wenig Platz für Hoffnung.

Noch ist die leise Erwartung da, dass sich der iranische und der israelische Regierungschef, Hassan Rohani und Benjamin Netanjahu, in Davos zu einem Gespräch treffen. Dass Fortschritte in den Beziehungen erzielt werden könnten – besser: überhaupt Beziehungen aufgebaut werden könnten –, scheint nach der Rede von Hassan Rohani jedoch wenig wahrscheinlich.

Am Donnerstagvormittag betonte der iranische Präsident an der Veranstaltung «Iran in the World», die Beziehungen Irans zu Europa und den USA hätten sich verbessert. Ausserdem stellte er in Aussicht, dass dies auch mit Ländern in seiner Region geschehen sollte: «Wir suchen eine Vertiefung der Beziehungen mit unseren Nachländern.» Er nannte unter anderen die Türkei, den Irak, Russland, Pakistan und Afghanistan. Nicht zur Sprache kam Israel, mit dem Iran in Konflikt steht.

Versöhnliche Töne Richtung USA

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Im SRF-Exklusivinterview brachte Hassan Rohani eine Wiedereröffnung der US-Botschaft in Teheran ins Gespräch. Nette Geste oder politisches Kalkül? Mehr

Im Anschluss an die Rede fragte WEF-Gründer Klaus Schwab, ob die Absicht der Normalisierung der Beziehungen alle Länder in der Region beträfe. Hassan Rohanis Antwort lautete: «Alle, die Iran offiziell anerkannt hat.» Er konkretisierte: «Mit einigen hatten wir Differenzen; sogar Feindseligkeiten, wenn Sie so wollen.»

Dass diese mit Israel beigelegt werden könnten, kristallisierte sich in Davos nicht heraus – auch wenn Klaus Schwab noch einmal hinzufügte: «Alle Länder, die Sie anerkannt haben – oder die Sie anerkennen könnten.»

Rohani: «Kein Interesse an Nuklearwaffen»

Hassan Rohani bestritt zudem im Gespräch mit Klaus Schwab, dass Iran jemals Interesse am Bau von Nuklearwaffen gehabt hätte. «Wir wollen auch in Zukunft keine haben», fügte er hinzu. Sein Land sei ein fortschrittliches, das seine Wirtschaft durch aktivere Aussenpolitik weiterentwickeln wolle.

Allerdings brauche es dazu Kultur, Spiritualität und Ethik. «Sonst kommt es zu einem Rennen nach mehr Gier, nach mehr Konsum und nach der Zerstörung der Ressourcen.»

Im Hinblick auf die Zustände in Syrien, die zeitgleich zum WEF in Montreux Thema sind, formulierte Hassan Rouhani in seiner Rede: «Gewalt und Terrorismus sind ein Brand in der menschlichen Gesellschaft, der alle verbrennen wird, die ihn angezündet haben.»

Es seien vor allem die Hungrigen und Arbeitslosen, die diesen nährten. «Nur durch kulturelle Verbesserung und die Schaffung von Arbeitsplätzen ist es möglich, suizidäre Hoffnungslosigkeit zu ersetzen durch Hoffnung auf eine Zukunft», so Rohanis Worte.

Peres: «Iran ist Zentrum des Terrors»

Kritische Worte zur Rede des iranischen Präsidenten äusserte der israelische Präsident Shimon Peres nur eine halbe Stunde nach Abschluss der Veranstaltung. «Er hat keine Unterstützung für einen Frieden im Nahen Osten zum Ausdruck gebracht», sagte das israelische Staatsoberhaupt vor Journalisten in Davos.

Er sehe auch nicht ein, warum Iran atomare Raketen entwickle, wenn das Atomprogramm nur friedlichen Zwecken dienen solle. Der Iran schicke nach wie vor Waffen an die terroristische Organisation Hisbollah im Libanon, die damit Israelis töte. Peres ist überzeugt: «Iran ist das Zentrum des Terrors in unserer Zeit.»

Netanjahu: «Rede hat nichts mit Realität zu tun»

In dieselbe Kerbe schlug der israelische Premierministers Benjamin Netanjahu, der im Rahmen des Podiums «Israel's Economic and Political Outlook» am selben Tag seinen Auftritt hatte. Rohani täusche die Welt, erklärte er auf dem Podium. «Der Iran ändert die Worte, aber nicht sein Handeln», so Netanjahu am Donnerstag. Die Rede Rohanis hätte nichts mit dem zu tun, was in der Realität passierte.

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