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WEF 2019 «Das drängendste Problem ist kein wirtschaftliches»

In den nächsten vier Tagen – vom 22. bis 25. Januar – geben sich internationale Wirtschaftsführer und Politgrössen in Davos die Klinke in die Hand. Sie reisen auf Einladung von WEF-Gründer Klaus Schwab in die Schweiz. Es ist das 49. Jahrestreffen des Weltwirtschaftsforums.

Der ganz grosse Name fehlt dieses Jahr allerdings – US-Präsident Donald Trump hat seine Teilnahme wegen der innenpolitischen Blockade im Haushaltsstreit abgesagt. Trotzdem seien die USA in Davos gut vertreten, sagt Klaus Schwab im Interview. Gleichzeitig hebt der WEF-Gründer den Mahnfinger.

Klaus Schwab

Gründer World Economic Forum

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Im Jahr 1971 gründete Klaus Schwab die gemeinnützige Stiftung European Management Conference, die 1987 in «World Economic Forum» umbenannt wurde. Schwab ist Wirtschaftswissenschaftler.

SRF News: Welches ist in Ihren Augen aktuell das drängendste wirtschaftliche Problem?

Klaus Schwab: Meiner Meinung nach ist das drängendste Problem kein wirtschaftliches. Es betrifft vielmehr unsere Umwelt. Wir haben nur noch sehr wenig Zeit, um den Klimawandel in den Griff zu kriegen. Ein zweites Problem, das mit dem ersten verknüpft ist, ist die mangelnde globale Zusammenarbeit. Ohne funktionierende Zusammenarbeit können wir weder Wirtschafts- noch Umweltprobleme lösen.

Was kann das WEF tun, um beim Lösen dieser Probleme zu helfen?

Wir sind fest überzeugt davon, dass diese Probleme nur durch eine enge Zusammenarbeit zwischen Regierungen, Wirtschaft und Zivilgesellschaft gelöst werden können. Deren Vertreter treffen sich hier in Davos. Mit den über 70 Sitzungen, die Umweltfragen gewidmet sind, können wir vielleicht kleine Schritte vorwärts machen.

US-Präsident Donald Trump und seine US-Delegation haben ihre Teilnahme am WEF abgesagt. Wie verändert das den Anlass?

Natürlich hätten wir uns eine starke amerikanische Stimme an diesem Treffen gewünscht. Ich habe mit Präsident Trump noch vor wenigen Wochen im Oval Office im Weissen Haus gesprochen. Er wollte kommen, doch die Umstände verhindern das. Wir haben jedoch nach wie vor rund 700 Amerikaner hier – Wissenschaftler, Unternehmer, usw. Ich glaube, Amerika ist auch dieses Jahr Teil des WEF-Dialogs.

WEF zeichnet düsteres Weltbild

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Zum Start des WEF veröffentlichen die Organisatoren jeweils einen Risikobericht zur Weltlage. Dieser fällt dieses Jahr besonders düster aus. So steht im Bericht: «Globale Risiken nehmen zu, aber der kollektive Wille, sie zu bekämpfen, schwächt sich ab.» Konkret nennt der Bericht den Klimawandel, gegen den viel zu wenig unternommen werde. Die Welt schlafwandle «in eine Katastrophe». Als weitere grosse Gefahren nennt der Bericht Datenbetrug, Datenraub und Cyberattacken. Zudem warnen die Autoren vor aktuellen Handelskonflikten, etwa zwischen den USA und China oder zwischen den USA und der EU.

Das Thema des diesjährigen WEF betrifft die Digitalisierung, Sie nennen es die Vierte industrielle Revolution. Wie gut ist man Ihrer Meinung nach in der Schweiz darauf vorbereitet?

Die Schweiz ist relativ gut aufgestellt. Aber: Man darf nicht vergessen, dass sich der Wettbewerb im Bereich der neuen Technologien verschärfen wird. Staaten wie China und die USA investieren enorme Summen. Wir dürfen also nicht glauben, dass wir auch morgen noch innovativ sind, nur weil wir es heute sind. Dafür braucht es grosse Anstrengungen von Wirtschaft und Politik.

Das Gespräch führte Patrizia Laeri.

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