Banker freuen sich, wenn Kundinnen und Kunden an der Börse aktiv sind; vielleicht sogar besonders während einer Krise. Der Chef der Bank Julius Bär, Philipp Rickenbacher, sagt es so: «Unsere Kunden haben sehr viel Beratung gebraucht.» Sie hätten versucht, von neuen Möglichkeiten zu profitieren.
Banken verdienen per Gebühren mit
Mit anderen Worten: Als im März die Aktienkurse tauchten, mussten sich auch die vermögenden Kundinnen und Kunden neu orientieren. Sie schichteten ihr Vermögen gezielt um, kauften hier und dort Wertschriften dazu oder passten sonst die Risiken an, um den Marktturbulenzen nicht tatenlos ausgesetzt zu sein.
Das habe sich in einer hohen Handelsaktivität der Kunden niedergeschlagen, so Rickenbacher. Logischerweise sind dabei die Gebühreneinnahmen der Banken gestiegen, wie in den am Montag veröffentlichten Zahlen von Julius Bär zu sehen ist.
Bank leiht Reichen Geld für Investments
Sowohl bei Julius Bär als auch bei der UBS und vielen anderen Vermögensverwaltungsbanken kommt es vor, dass die betuchte Kundschaft Börsengeschäfte auf Kredit tätigt.
Das heisst: Wenn man genug Geld hat, ist es möglich, sich zusätzliches Geld zu leihen, indem man beispielsweise Aktien oder Fondsanteile der Bank als Pfand gibt. Die flüssigen Mittel stehen dann sofort bereit für neue Anlagen, ohne dass man zuerst bestehende Investments abstossen müsste.
In der Coronakrise machen nun genau dies vermehrt auch vermögende Kunden der UBS, wie Finanzchef Kirt Gardner bestätigt. In der Tat hätten die Ausleihungen an Kunden im zweiten Quartal zugenommen. Die Kunden wiederum hätten so ihre Ertragsaussichten verbessert.
Neue Strategie bei der UBS?
Vermutlich ist es kein Zufall, dass die UBS in letzter Zeit bereitwillig solche Transaktionen abgewickelt hat. Co-Chef der UBS-Vermögensverwaltungssparte ist seit letztem Oktober Iqbal Khan, der zuvor bei der Konkurrentin Credit Suisse gearbeitet hatte.
Vor seinem von einem Beschattungsskandal begleiteten Abgang bei der CS war es ihm dort gelungen, das Geschäft mit den Reichen auf Touren zu bringen. Er schaffte das unter anderem, indem er die Verpfändung von Wertschriften als Wachstumstreiber für die Bank und ihre Kunden einsetzte.
Noch reicher nach der Krise
Natürlich garantiert niemand den vermögenden Kunden den Erfolg mit solchen kreditfinanzierten Transaktionen. Auch für die Banken ist das Geschäft mit gewissen Risiken verbunden. Diese sind aber begrenzt. Denn die Bank hat jeweils als Sicherheit die hinterlegte Wertschrift in der Hand, sollte mit den zusätzlichen Investments der Kunden etwas schiefgehen.
Aber für die Reichen und Superreichen besteht so zumindest die Chance, aus der Coronakrise noch reicher hervorzugehen, je nach weiterem Börsenverlauf, versteht sich. Und Banken wie Julius Bär und UBS, die den Vermögenden bei ihren Börsengeschäften zur Seite stehen, verdienen kräftig mit.