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Sinkende Arbeitslosenzahlen: Grund zur Entspannung?
Aus Rendez-vous vom 08.07.2020. Bild: Keystone
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Weniger Arbeitslose im Juni Von Entspannung kann keine Rede sein

Bis zu 2000 Menschen pro Werktag haben während des Lockdowns zeitweise ihre Stelle verloren. Nie zuvor ist die Arbeitslosigkeit in der Schweiz innert so kurzer Zeit so sprunghaft angestiegen – nicht mal in der Finanz- und Wirtschaftskrise.

Mit der Lockerung der Schutzmassnahmen hat die Wirtschaft wieder Fahrt aufgenommen. Dies spiegelt sich auch im Schweizer Arbeitsmarkt. Die Arbeitslosigkeit ist im Juni von 3.4 auf 3.2 Prozent zurückgegangen.

Sommertourismus beflügelt Arbeitsmarkt

Geholfen haben dürfte die grosse Nachfrage von inländischen Gästen nach Ferien in den Schweizer Bergen. In der Gastronomie und im Tourismus sinkt die Zahl der Arbeitslosen. Auch im Bausektor waren im Juni weniger Personen arbeitslos als noch Ende Mai.

Diese Entwicklung ist typisch. Auch in normalen Zeiten werden in diesen Branchen in den Sommermonaten mehr Leute beschäftigt. Das heisst aber auch: Im Herbst steigt die Zahl der Arbeitslosen wieder an. Nämlich dann, wenn im Tourismus die Sommersaison vorbei ist und wieder weniger gebaut wird.

Exportindustrie schwächelt weiter

Die Situation auf dem Arbeitsmarkt bleibt aber nicht nur deshalb angespannt, sondern auch weil sich in anderen Branchen wie der Uhrenindustrie oder der Maschinen-, Elektro- und Metallbranche noch keine Aufhellung abzeichnet. Dafür hat sich die Nachfrage nach Schweizer Produkten in China, in den USA und in der EU noch zu wenig erholt.

Und auch die Zahl der offenen Stellen stimmt wenig optimistisch. Sie ist zwar angestiegen, das liegt aber vor allem daran, dass die Unternehmen, die wegen des Inländervorrangs der Meldepflicht unterstehen, während des Lockdowns ihre offenen Stellen nicht melden mussten. Seit Anfang Juni müssen sie das nun wieder. Folglich steigt beim Staatssekretariat für Wirtschaft die Zahl der gemeldeten offenen Stellen.

Und trotzdem: Von Schreckensszenarien, von denen Arbeitsökonomen während des Lockdowns gesprochen hatten, ist die Schweiz – Stand jetzt – weit entfernt. Das hat auch mit den Hilfskrediten und dem Instrument der Kurzarbeit zu tun.

Allheilmittel Kurzarbeit?

Im April haben rund 131'000 Unternehmen für knapp über 1 Million Arbeitnehmer Kurzarbeit abgerechnet. Das heisst, Kurzarbeit betrifft im April gut jeden fünften Arbeitnehmenden in der Schweiz. Das heisst aber auch, dass im ersten kompletten Lockdownmonat weniger Unternehmen Kurzarbeit beansprucht haben, als vom Bund erwartet wurde.

Zwar können Firmen bis zu drei Monate später noch Abrechnungen bei den kantonalen Arbeitsämtern einreichen, aber schon jetzt ist klar: Die Arbeitslosenkassen werden bisher weniger belastet als erwartet. Auch im Mai liegt die Zahl Unternehmen, die Kurzarbeit bezogen haben, unter den Erwartungen, schätzt das Staatssekretariat für Wirtschaft.

Obwohl das Instrument weniger als erwartet eingesetzt wurde, hat es doch die schlimmsten Schreckensszenarien verhindern können. Der Schweizer Arbeitsmarkt wurde in den letzten drei Monaten zwar arg ausgebremst, bisher konnten Entlassungen im grösseren Stil aber verhindert werden.

Von einer Entspannung auf dem Schweizer Arbeitsmarkt kann allerdings nicht die Rede sein. Denn Fakt ist: Die Zahl der Arbeitslosen bleibt für Schweizer Verhältnisse hoch und dürfte weiter steigen. Zahlreiche Unternehmen, wie zum Beispiel Hotelplan, Läderach, Dufry oder auch der Hörgerätehersteller Sonova, haben einschneidende Personalkürzungen und Sparprogramme angekündigt.

Stefanie Pauli

Stefanie Pauli

Wirtschaftsredaktorin, SRF

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Die studierte Betriebsökonomin ist seit Herbst 2018 Wirtschaftsredaktorin bei Radio SRF. Davor war Stefanie Pauli für die Wirtschaftsredaktion der «Tagesschau» und von «10vor10» tätig. Sie arbeitet seit 2011 bei SRF.

Tagesschau, 8.7.20, 12:45 Uhr

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