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Weniger Bezüge und mehr Ärger Auslaufmodell? Bargeldloses Zahlen wirkt sich auf Bankomaten aus

Bankomaten werden in letzter Zeit vermehrt gesprengt. Aber nicht nur deshalb wird ihre Anzahl reduziert.

24-mal haben sie im vergangenen Jahr in der Schweiz zugeschlagen, die Bankomaträuber. Mitten in der Nacht kommen sie. Früher leiteten sie Gas in Bankomaten. Heute wird Sprengstoff verwendet. Ein besonders krasser Fall geschah im Aargau. Die Sprecherin der Aargauischen Kantonalbank, Christine Honegger, erinnert sich: «In Nussbaumen wurde ein Bankomat letztes Jahr massiv gesprengt. Da wurde die ganze Filiale zerstört. Die Leute, die über der Bankfiliale lebten, sind extrem erschrocken, weil das Bett geschaukelt hat.»

Nach einer weiteren, massiven Bankomatsprengung in der Nähe von Aarau hat die Bank nun reagiert. Mehrere Automaten werden nicht mehr ersetzt, damit durch mögliche Explosionen niemand gefährdet wird.

Ein riesiges Loch in der Wand: Gesprengter Bankomat in Volketswil.
Legende: Gesprengter Bankomat in Volketswil. Keystone

Das Hauptproblem für die Zukunft der Bankomaten sind jedoch nicht solche Banden. Es sind die Kundinnen und Kunden. Immer weniger beziehen Geld. «Seit Ausbruch der Pandemie sind die Bargeldbezüge um über 20 Prozent zurückgegangen. Bezahlen mit der Kreditkarte ist um über 40 Prozent angestiegen. Das wird sicher auch so bleiben.»

Rückgang der Bargeldbezüge seit sieben Jahren 

Diese Tendenz beschäftigt auch die Six Group. Sie betreibt die Infrastruktur für den Finanzplatz Schweiz. Dazu gehört auch der Betrieb des Zahlungsverkehrs. Für die Bankomaten zuständig ist Alexander Verbeck.

Mit der Pandemie hat es einen sehr starken Rückgang der Bezüge am Automaten gegeben.
Autor: Alexander Verbeck Zuständiger für Bankomaten bei der Six Group

Er stellt seit sieben Jahren einen Rückgang der Bargeldbezüge fest. «Erst waren es vier bis fünf Prozent pro Jahr. Mit der Pandemie hat es einen sehr starken Rückgang um 60 bis 70 Prozent gegeben. Das hat sich nun wieder etwas erholt, aber es blieb deutlich unter dem Niveau von vor Corona.»

Mit 7000 Automaten hat die Schweiz eine der höchsten Bankomatdichten in Europa. Anfang Jahr verkündete Six-Chef Jos Dijsselhof in Interviews, dass in fünf Jahren jeder zweite Bankomat verschwinden werde. Sein Bankomatverantwortlicher Alexander Verbeck relativiert. «Ich persönlich glaube, dass es weiterhin Geldautomaten geben wird, solange ich im Berufsleben bin. Das denken wir als Six Group auch. Aber es findet eine Veränderung statt, aufgrund des Rückgangs des Bedürfnisses nach Bargeld. Insgesamt wird es weniger Geldautomaten geben.»

Pech für Räuber in Nussbaumen

Der Six schwebt die Idee vor, dass sich Banken künftig Bankautomaten teilen. Je nach Kundenkarte ändert die Software dann das Erscheinungsbild. So könne man in der Schweiz mit der Hälfte der Automaten gut auskommen. Die Räuberbanden werden auch in Zukunft noch genügend Bankomaten zur Auswahl haben.

In Nussbaumen haben die Täter die Geldkassetten gar nicht finden können, sie waren unter diesen Massen von Steinen begraben.
Autor: Christine Honegger Sprecherin der Aargauischen Kantonalbank

Weniger Sprengstoff zu verwenden, wäre dann aber eine gute Idee, erklärt Honegger. «In Nussbaumen sind die Betonwände ganz herausgeflogen, da war nur noch Schutt und Stein und Asche. Die Täter haben die Geldkassetten gar nicht finden können, sie waren unter diesen Massen von Steinen begraben.»

Es gab einen grossen Schaden und wenig Beute. Doch das hält die Bankomaträuber nicht davon ab, die Geräte zu sprengen. Während sich die Kunden mehr und mehr von den Bankomaten abwenden, ist bei den Bankomatsprengern gemäss einer Statistik des Bundesamts für Polizei das Gegenteil der Fall. Die Fälle nehmen seit einigen Jahren stark zu.

Rendez-vous vom 11.05.2022; 12:30 Uhr

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