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Weniger Neuwagen Jetzt ziehen auch die Preise von Occasion-Autos an

Lieferengpässe und Chipmangel beschäftigen seit Monaten die Autobranche; die Neuzulassungen sind zuletzt wieder eingebrochen. Das macht Occasion-Wagen wieder deutlich beliebter. Die Preise steigen.

Wer sich derzeit ein neues Auto zulegen will, muss im Normalfall lange warten – sehr lange. Aufgrund der Schwierigkeiten in den Lieferketten und verbreiteten Chipmangels kann diese Wartezeit bis zu einem Jahr betragen. Zuletzt zeigte sich das bei den registrierten Neuzulassungen: im Oktober etwa wurden in der Schweiz rund 15'000 Neuwagen registriert. Normalerweise sind es in diesem Monat jeweils um die 24'000 Neuzulassungen.

Schweizerinnen und Schweizer, die nicht so lange auf ein neues Auto warten wollen oder können, schauen sich auf dem Occasion-Markt um. Nun leidet aber auch dieser unter Knappheit.

Höhere Nachfrage, geringeres Angebot

Denn die langen Wartezeiten bei Neuwagen haben zwei Effekte auf den Gebrauchtwagenmarkt: einerseits steigt die Nachfrage nach Occasion-Autos, da Käuferinnen und Käufer von einem Neuwagen vorerst absehen und deshalb auf den Gebrauchtwagenmarkt ausweichen. Andererseits leidet gleichzeitig das Angebot, weil aufgrund der Knappheit von Neuwagen auch weniger Occasion-Autos auf den Markt kommen.

Laut Roger Kunz, Präsident des Verbands Freier Autohandel Schweiz, zeichnet sich der Occasion-Markt stark durch junge Gebrauchtwagen aus: etwa ein Drittel der Neuwagen landen bereits nach sechs Monaten auf dem Occasion-Markt. Meistens seien das Fahrzeuge für Flotten oder Mietwagengesellschaften, die relativ rasch wieder durch neuere ersetzt würden. Da bereits im letzten Jahr aufgrund der Coronakrise weniger Neuwagen verkauft wurden, sind es auch diese noch jungen Occasion-Autos, die den Verkäufern jetzt fehlen.

Konkret stehen im Moment ungefähr ein Viertel weniger Gebrauchtwagen auf dem Markt als normalerweise. Die Verknappung des Angebots bei gleichzeitig steigender Nachfrage macht sich bemerkbar: Die Preise für Occasion-Wagen sind im Vergleich zum Vorjahr bereits um acht Prozent gestiegen.

Weniger Autos - weniger CO2?

Die Folge davon: man fährt das eigene Auto länger. Eine längere Nutzungsdauer, weniger Konsum - könnte dies auch im Falle des Automarkts der Umwelt zugute kommen? Stefanie Conrad, Expertin für Umwelt und Mobilität bei der Firma Carbotech sagt zwar: «Grundsätzlich ist jedes Auto weniger auf dem Markt und auf der Strasse gut.» Allerdings könne es aus ökologischer Sicht eben auch Sinn ergeben, etwa ein grösseres Auto durch ein kleineres, CO2-effizienteres zu ersetzen. Es hänge aber stark davon ab, was mit dem alten Auto geschieht. «Wird es verschrottet – also recycelt – sind die Umweltauswirkungen kleiner, als wenn das Auto zum Beispiel ins Ausland verkauft, weitergefahren und seine Nutzungsphase verlängert wird», so Conrad. Das Problem dabei: heutzutage werden noch die wenigsten Autos verschrottet.

Erholung noch länger nicht in Sicht

Durch die Verknappung der Neuwagen dürfte sich gegenwärtig die Lebensdauer einiger Autos verlängern. Roger Kunz geht davon aus, dass diese Situation noch länger anhalten wird: «Wir rechnen damit, dass sich der Markt für Neuwagen erst in der zweiten Hälfte des nächsten Jahres normalisieren wird.» Da der Occasion-Markt diesem nachgelagert ist, dürfte das Angebot an künftigen Gebrauchtwagen sogar noch länger knapp bleiben.

Tagesschau, 11.11.2021, 19:30 Uhr

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