Kleider machen Leute! Das gilt für alle, die in der Fankurve oder am Public Viewing dazugehören möchten. Meist ganz in Rot, seltener in Weiss – die Rede ist von den Fussball-Trikots der Schweizer Nationalmannschaft. Vor dem Achtelfinal gegen Italien an der Europameisterschaft in Deutschland erreicht die kollektive Fussballbegeisterung – und damit das Shirt-Schaulaufen – seinen vorläufigen Höhepunkt.
Für rund 105 Franken ist das offizielle Leibchen der Schweizer Nationalmannschaft aktuell im Handel zu haben. Wohin fliesst das Geld der Trikotkäuferinnen und -käufer?
Mit knapp der Hälfte des Gesamtbetrags fällt das grösste Stück für den Einzelhandel ab. Alessandro Barnetta, der ein Online-Fachgeschäft für Fussball-Trikots führt, relativiert allerdings. Denn mit Aufwendungen für Marketing, Versand und Mitarbeiterkosten sei ein Grossteil der Einnahmen gebunden.
«Am meisten kosten mich jene Trikots, die ich nicht verkaufen kann. Das schlägt am teuersten zu Buche», so der Bruder des ehemaligen Nati-Spielers Tranquillo Barnetta.
Für die Sporthändler bleibe unter dem Strich – wenn überhaupt – nur zwei bis drei Prozent des Gesamtbetrags übrig, sagt Sport-Marketingexperte Peter Rohlmann. Lukrativ sei das Geschäft seinen Schätzungen zufolge besonders für die Hersteller, im Fall des Schweizer Nationaltrikots das deutsche Unternehmen Puma.
«Der eigentliche Gewinner ist der Hersteller, weil dieser günstig produzieren lassen und eine hohe Marge für sich behalten kann», so Rohlmann. Alle anderen Beteiligten müssten mit deutlich kleineren Margen auskommen.
Deutlich weniger Geld gibt es für den Schweizerischen Fussballverband (SFV), der für die T-Shirts eine Lizenzgebühr kassiert. Pro verkauftem Trikot verdient der Verband etwa sieben Franken. Dennoch zeigt sich Adrian Arnold, Kommunikationschef beim SFV, zufrieden: «Je mehr Trikots verkauft werden, umso mehr Geld kommt rein und umso mehr Geld können wir in den Nachwuchs-, Breiten- und Frauenfussball investieren.»
Gerade einmal zwölf Franken jedes verkauften Shirts werden für die Herstellung und den Transport verwendet. Hergestellt werden die Schweizer Trikots vorwiegend in Vietnam. Dort erhielten laut Sport-Marketingexperte Rohlmann die Näherinnen und Näher weniger als ein Prozent des Ladenpreises.
Im Warenlager von Sport-Händler Barnetta sind bereits viele Grössen vergriffen. Sollte die Schweiz gegen Italien gewinnen und den Viertelfinal erreichen, könnte es eng werden. «Es stört mich nicht, dass ich zu wenige Leibchen habe. Denn in anderen Jahren hatte ich zu viele eingekauft und bin fast Konkurs gegangen», so Barnetta. Er freut sich über den Trikot-Hype, mit welchem er finanzielle Löcher aus anderen Jahren stopfen kann.
Das Geschäft mit den Emotionen – es läuft.